Freitag, 16. September 2011

erdogans hilfsflotte

man kann der türkischen regierung nicht vorwerfen, sich in zeiten der arabellion aussenpolitisch neu positionieren zu wollen. dass man das aber im rahmen einer antiisraelischen kampagne macht, hingegen schon. zumal die israelis der türkei bei der niederschlagung der kurdischen rebellion eifrig geholfen haben (zum beispiel durch ein drohnen-leasing-geschäft).

analog, so würde man meinen, täte die türkei gut daran, israel bei der niederschlagung der andauernden hamas "rebellion" zu helfen (die ja eigentlich auf "treibt de joden ins meer" abzielt und weniger auf einen eigenen staat). aber das gegenteil ist der fall: der staat, der seit jahrzehnten die kurden unterdrückt (und zwar weit übler als die israelis die palis) und den völkermord an den armeniern nicht nur leugnet, sondern dessen erwähnung sogar unter strafe stellt, ist der lauteste promoter eines palestinensischen staates.

aber so ganz leuchtet mir das nicht ein (abgesehen davon, dass die türkei damit natürlich bei den antisemi... äh antizionistischen arabern punkte sammelt). statt zu fordern, die palestinensische flagge vor der uno wehen zu lassen, könnte erdogan doch mal die kurdische flagge vor der UN wehen lassen. das stünde nämlich in seiner macht. oder er könnte den kurden die gleichen rechte geben, wie die israelis den palestinensern. das wäre doch mal ein anfang.

umgekehrt sollte sich israel mal überlegen, ob man nicht die kurden unterstützen sollte. mit dem gleichen recht, mit dem die türkei die palis unterstützt. und mit den gleichen mitteln. also ein paar türkenhasser in einem schiff mit abgelaufenen medikamenten nach izmir schicken, bzw hilfsgüter über kurdistan abwerfen. und wehe die türkei beschwert sich oder greift das friedensflottillchen gar an. rechtlich dürfte sie das zwar (so wie die israelis die gaza flottille aufbringen durften), aber moralisch ginge das natürlich gar nicht.

die ironie dabei ist, dass durch die eskalation der krise mit israel, nun der kampf gegen die kurden schwieriger wird. denn wenn die israelis keine drohnen mehr liefern und die amis keine satellitenbilder kurdischer ausbildungslager, dann ist die türkei auf sich selbst angewiesen, bzw. auf den iran, der ebenfalls die kurden militärisch bekämpft. was passiert, wenn die syrer "ihre" kurden angreifen sollten? dürfen die sich dann auch auf türkisches gebiet zurückziehen? oder dürfen das dann nur nichtkurdische syrer? und was passiert, wenn die amis aus dem irak abziehen? im norden haben die kurden schon beinahe-autonomie. was, wenn die dann den staat kurdistan ausrufen würden, auf türkisch-syrisch-irakisch-iranischem gebiet? die herren dieser länder wären sicher hochentzückt.

wie dem auch sei: erdogan dürfte hier ein strategischer fehler mit weitreichenden folgen unterlaufen sein, bei dem niemand gewinnen kann. man darf also gespannt sein, ob die populistische hilfsflotte irgendwann wieder zurück rudert...