Samstag, 17. Dezember 2011

"kein motiv, keine tatwaffe, keine beweise, kein gar nix..."

das sagt nun das revisionsgericht in seiner schriftliche begründung des freispruches der amanda knox. ähnliches konnte man in diesem blog schon vor 2 jahren lesen. andere vertreten diese meinung seit 4 jahren.

ebenfalls angesprochen werden in der urteilsbegründung die unglaublichen fehler, inkompetenzen und das klar rechtswidrige verhalten der ermittlungsbehörden. es gab druck, vielleicht sogar schläge, kein anwalt, kein übersetzer, ein "exzessives" verhör 17 stunden am stück, insgesamt 45 stunden in wenigen tagen, durchgeführt von 12 polizisten und ermittlern. dazu psychologischer druck, auf eine 20jährige austauschstudentin ohne sprachkenntnisse.

bezüglich des vorwurfs, die beamten hätten die verdächtige geschlagen (ein vorwurf, der zur verurteilung der eltern der knox wegen "verleumdung der polizei" führten), meldet sich nun ein weiterer der damaligen verdächtigen zu wort, patrick lumumba:

PATRICK LUMUMBA ACCUSING THE POLICE

Daily Mail, 15.12.2011

At 6.30am on Tuesday, November 6, the bell to his fourth-floor flat in the town buzzed insistently and a woman's voice outside demanded he opened the door.
He had barely had time to do so when the woman, assisted by, Patrick estimates, 15 to 20 others, barged their way in.

"They were wearing normal clothes and carrying guns," he says. "I thought it must be some sort of armed gang about to kill me. I was terrified.

"They hit me over the head and yelled 'dirty black'. Then they put handcuffs on me and shoved me out of the door, as Aleksandra pulled Davide away, screaming."

He was greeted outside by a convoy of seven police cars, sirens blazing, and driven to Perugia's police station, where he was subjected to a ten-hour interrogation.

"I was questioned by five men and women, some of whom punched and kicked me," he claims. "They forced me on my knees against the wall and said I should be in America where I would be given the electric chair for my crime. All they kept saying was, 'You did it, you did it.'

"I didn't know what I'd 'done'. I was scared and humiliated. Then, after a couple of hours one of them suggested they show me a picture of 'the dead girl' to get me to confess.
"It might sound naive, but it was only then that I made the connection between Meredith's death and my arrest. Stunned, I said, 'You think I killed Meredith?'

"They said, 'Oh, so now you've remembered' and told me that if I confessed I'd only get half the 30-year sentence." It wasn't until 5.30pm that, still handcuffed and unfed, he was shown the evidence against him, a statement from Amanda saying that on the night of November 1 he had persuaded her to take him back to the house she shared with Meredith and two others.


an dieser stelle sei erinnert, dass er natürlich total einfach wäre, die unsäglichen vorwürfe aus der welt zu räumen, denn nach italienischem gesetz müssen ALLE verhöre von verdächtigen aufgezeichnet werden, in der regel in ton und bild.

im prozess wurden die bänder seinerzeit vom gericht angefordert, aber die ermittler mussten zerknirscht feststellen, dass die bänder gelöscht waren, bzw dass man "vergessen" hatte, welche anzufertigen.

insofern bekommen diese neuen anschuldigungen ein besonderes gewicht, machen sie doch die gleichlautenden vorwürfe der knox wahrscheinlicher. und die annahme, dass diese bänder vorsätzlich vernichtet wurden, um die rechtswidrigen verhörmethoden der polizei zu vertuschen, wird dadurch ebenfalls wahrscheinlicher.

der mann, der all dies auf seiten der ermittler zu verantworten hat, zeigt dabei gerade in zweiter instanz, wie man einer haftstrafe in italien erfolgreich entgehen kann, wenn man nur die profitricks auf lager hat. die zweite instanz zeigte sich befangen, annulierte das erste urteil und verweist den fall wegen amtsmissbrauchs (in einem anderen fall) nach sage-und-schreibe 5 jahren nun in eine andere stadt. somit wird richter migini sein letztinstanzliches urteil vermutlich gar nicht mehr erleben, denn dann wäre er 90 jahre alt (und in dem alter geht keiner mehr in den knast, egal was er gemacht hat!).

Mittwoch, 14. Dezember 2011

über politisierende philosophen

über politisierende philosophen wurde hier ja schon berichtet, so dass wir heute den blick auf einen philosophierenden politiker richten können.

siegmar gabriel, uns siggi pop, darf nach habermas und schirrmacher auch mal ran, und das liest sich dann so: "Vermutlich liegt das daran, dass Europa vor geraumer Zeit in die Hände von Händlern, Ökonomen und Finanzanalysten geraten ist."

danke, das genügt. mehr braucht man nicht, um die geisteshaltung dahinter zu erkennen.

das arme, kleine, unschuldige europa - mit blauem käppchen und roten bäckchen - stapft frierend und alleine durch den wald... als es plötzlich einer horde ruchloser wegelagerer "in die hände fällt". oooch, armes ding!

und wer sind diese schurken?

der "händler", oh, nachtigall, ik hör dir trapsen! ostküste. händler. krämer. schafft keine werte, tauscht nur. und verdient dabei. ein parasit, der sich an anderer leute arbeit bereichert! schlimm!

der "ökonom". und auch ich finde: die ökonomie darf man nicht den ökonomen überlassen. ökumene geht uns alle an. wie sagte müntefering: "die wirtschaft muss für die menschen da sein. und nicht umgekehrt". und wer sowas sagt (und daran glaubt!), für den sind ökonomen schurken.

und "finanzanalysten". ja, die bösen analysten. gucken in die bücher und rechnen auch noch nach. muss man sich mal vorstellen! nicht, dass die analysten im vorfeld der finanzkrise 2008 gut gerechnet hätten, sicher nicht. aber dass die griechischen bücher frisiert waren, das wussten alle. aber irgendwie scheinen bei gabriel die "finanzanalysten" schuld an der bilanzfälschung zu sein (was übrigens bei staatshaushalten, anders als bei unternehmen, offenbar nicht illegal ist).

wie dem auch sei...

der knackpunkt liegt ja schon bei der annahme eines armen unschuldigen europachens.

was gabriel verschweigt: bevor europa so alleine durch den wald stapfte, hatte es 3 wochen non-stop party in der dorfschänke gemacht. volle pulle, runde um runde, schnaps, koks, nutten - und mit kohle nur so um sich geschmissen, kurz: eine riesensause. dumm nur, dass blaukäppchen gar keinen kohle hatte und alles anschreiben liess. und nun stehen da im wald auf einmal nicht mehr krummbeinige schlägertypen, sondern der wirt, der sein geld haben will.

jedenfalls ist die mär vom kleinen europa, "dem seine würde genommen wurde" (habermas), das gänzlich unverschuldet "in die hände von 'händlern' geraten ist" (gabriel) nun langsam abgenutzt.

wenn sich die kleine europa prostituieren muss, um ihre (party-)schulden abzutragen, dann ist sie selbst dran schuld. in der metapher wären die politiker übrigens die verblödeten, inzestuösen farmbrüder, die ihre schwester in der dorfschenke eingeführt hatten. dass die geschichte von der kleinen schwester europa nun so erzählt wird, wie gabriel das tut, ist nachvollziehbar. das lenkt ab. denn wer will sich schon fragen nach der eigenen verantwort stellen lassen? ich sicher nicht...

Donnerstag, 24. November 2011

"...absichtlich was schief gelaufen..."

da braut sich ordentlich was zusammen.

dieser spiegel artikel vom august diesen jahres ist interessant. da war noch nix mit zwickauer naziterrorzelle, die waren da so gar nicht auf dem schirm. stattdessen ermittelte die polizei, unterstützt vom verfassungsschutz, in sachen "dönermorde" im milieu der türkischen mafia. schutzgelderpressung, drogen, glücksspiel, unterwelt.

die soko "bospurus" (sic!) in nürnberg gerät dabei, dank vermittlung durch den VS, an einen türkischen informanten (ein äh mafiöser nationalist - sic!!), der ihnen nicht nur infos über die türkenmafia gibt, sondern auch noch die tatwaffe der sog. "dönermorde" besorgen will, die in der schweiz lagern soll. dazu kam es dann nicht mehr, und die waffe wurde in zwickau im schutt der explodierten naziwohnung gefunden.

na, das haute mich dann doch um. diese waffe, sie gehörte den zwickauer nazikeulen? wie also sollte ein nationaltürkischer mafioso an diese waffe kommen? das ergibt doch nur dann sinn, wenn es mafiamorde gewesen wären. vor drei monaten war das noch, naja, glaubwürdig. das wenige, was man hattte, ging auf wenige informanten zurück, darunter "mehmet" (siehe dazu auch den feisten spiegel artikel vom februar 2011). ein eher unschönes beispiel, wie solche (des-)"informanten" (oder deren auftraggeber) die öffentliche meinung manipulieren können, wenn sie nur ein geneigtes massenmedium finden.

heute ist klar: nix türkenmafia! und ebenfalls klar ist: der inzwischen untergetauchte "mehmet" war ein v-mann des VS.

für mich ergibt sich folgendes bild: der VS rekrutiert den mafioso und setzt ihn auf die nürnberger soko an. der soll denen eins vom pferd (mafiamorde und so) erzählen, dann sind die bullen beschäftigt und kommen nicht auf dumme gedanken in richtung "vielleicht doch rechtsradikale?". und wenn mehmet ihnen die tatwaffe liefern kann, dann ist der fall so gut wie gelöst. türkenmafia! (die täter sind vermutlich in anatolien untergetaucht, vielleicht längst von den eigenen mafiakumpels umgebracht und verscharrt worden). verfahren wird eingestellt, klappe zu, affe tot.

unterstellt man dem geheimdienst spasseshalber mal, dass er die zwickauer terrortruppe - aus welchen gründen auch immer - "schützen" wollte. dann liest sich der artikel irgendwie unangenehm.

weitere, eher unangenehm zu lesende, artikel hier (das ist der rechtsextremist, der beim hessischen VS v-leute führte, darunter einen "mehmet", hier und hier.

womit wir bei der ausgangsfrage sind: wie kommt der türkische mafioso an die waffe der "dönermorde", wenn diese doch in zwickau bei den nazis lagerte (die übringens angeblich auch ein schweizer waffenlager hatten. naja, vielleicht ist es auch ein und das selbe waffenlager, wo jeder mal zugreifen darf, wenn er nur die richtigen kontakte hat)? wer hat denn nun zugriff auf diese waffe und ist gleichzeitig bindeglied zwischen diesen sich nicht gerade nahestehenden kreisen, nazibande einerseits und türkenmafia andererseits?

fragen, die sich wohl auch in 30 jahren nicht klären lassen werden, wie man derzeit im prozess gegen verena becker sieht :(

22.08.2011

Versteck in der Schweiz

Von Neumann, Conny und Ulrich, Andreas

Seit elf Jahren halten die sogenannten Döner-Morde die Polizei in Atem. Nun könnte die Serie womöglich aufgeklärt werden, doch die Staatsanwaltschaft verprellt ihren Informanten.

Am 5. Juli brachen die Verhandlungen wieder ab. Der Informant warf hin. Endgültig. Kein Wort mehr, aus, vorbei. Dieses Mal wollte er den Kontakt mit der Polizei beenden, ohne Kompromisse.

Der Mann ist Ende zwanzig, er nennt sich Mehmet, bietet spannende Informationen an. Angeblich kann er die Tatwaffe zu der wohl unheimlichsten Mordserie in Deutschland liefern. Er hatte angeboten, in die Schweiz zu fahren, um das Versteck auszuheben. Und er wollte die deutschen Ermittler zu einer romantischen Villa nahe des Bodensees führen, hinter deren Mauern sich angeblich der Schlüssel zur Lösung von neun Tötungsdelikten verbergen soll, den sogenannten Döner-Morden.

Erstmals seit Beginn der Mordserie vor elf Jahren bestand also die Chance, die Taten aufzuklären. Der Informant nannte auch einen Preis: 40 000 Euro und die Umwandlung einer Haftstrafe wegen Fahrens ohne Führerschein in eine Bewährungsstrafe. Doch die Staatsanwaltschaft Nürnberg stellt sich quer.

Neun Kleinhändler, acht Türken und ein Grieche, waren von 2000 bis 2006 in ihren Läden am helllichten Tag durch Schüsse ins Gesicht ermordet worden. Alle mit derselben tschechischen Pistole: einer Ceska, Typ 83, Kaliber 7,65 Millimeter, mit Schalldämpfer.

Seither jagen Dutzende Polizisten und Staatsanwälte Täter und Waffe, Verfassungsschützer versuchen, die mafiöse Organisation türkischer Nationalisten in Deutschland zu durchdringen, die für das Blutvergießen verantwortlich sein soll. Die Morde, so viel wissen die Ermittler, sind die Rechnung für Schulden aus kriminellen Geschäften oder die Rache an Abtrünnigen.

2006, nach dem Mord an Halit Y., dem 21-jährigen Betreiber eines Internetcafés in Kassel, waren die Ermittler den Tätern sehr nahe gekommen. Es gab sogar Namen, aber dazu fehlten Beweise. Es gab Festnahmen, doch die Verdächtigen musste man wieder laufen lassen, und sie verschwanden Stunden später aus Deutschland, Richtung Schweiz und Türkei. Die Mordserie stoppte, doch von der Ceska fehlt bis heute jede Spur.

Bei ihren Ermittlungen stieß die Nürnberger Soko "Bosporus" auf Mehmet, einen Mann aus dem einschlägigen Milieu. Mehmet lebt seit langem in Deutschland, er sei, so schilderte er den Beamten, für die Organisation in die Bundesrepublik geschleust worden, um vor Ort heikle Aufträge zu erledigen. Man fasste Vertrauen zueinander, der Informant galt als gute Quelle. Intern lobte die Soko-Leitung, Mehmets Aussagen "passen ins Schema".

Mehmet versprach schließlich, die Ceska zusammen mit der Schweizer Polizei aus dem Versteck hinter der Landesgrenze zu holen. Dort, so seine Schilderung, sei die Waffe in einem Tresor verwahrt. Bis zur nächsten Tat. Und die, behauptete er, sei in Planung.

In einen der neun Morde war Mehmet selbst verstrickt. Trotzdem sicherten ihm Soko und Staatsanwaltschaft Straffreiheit zu, außerdem die Übernahme seiner Anwaltskosten und 40 000 Euro. Zahlbar bei Übergabe der Ceska. Ein gutes Angebot für den Mann, der pleite war und aus der Organisation aussteigen wollte.

Doch an jenem 5. Juli stellte Mehmet eine weitere Bedingung: eine Umwandlung seiner Haftstrafe zu einer Bewährungsstrafe. Das Delikt: ein gefälschter Führerschein.

Als Spitzel des Verfassungsschutzes will Mehmet Jahre zuvor einen Führerschein erhalten haben, der sich bei einer Verkehrskontrolle als Fälschung herausstellte. Ein Amtsgericht in der Provinz verurteilte ihn deshalb zu sechs Monaten Freiheitsentzug. Weil noch eine Bewährung in anderer Sache offen war, soll er nun für zwei Jahre in den Knast. Die Story vom Geheimdienstspitzel hatte man ihm nicht geglaubt.

Tatsächlich aber war während der Verhandlung ein Mann in dem kleinen Gerichtssaal erschienen und hatte fleißig mitgeschrieben. Mehmet hatte den Richter sogleich darauf hingewiesen, er kenne den Besucher: Es handele sich um einen Beamten des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV). Als der Vorsitzende die Personalien des Mannes wissen wollte, verschwand der ohne ein Wort.

Mehmets Anwalt hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Von den Ermittlern der Soko "Bosporus" wollte Mehmet dann die Zusage, dass seine Haftstrafe in zweiter Instanz zur Bewährung ausgesetzt werde, wenn er die Waffe aus der Schweiz besorge. Doch die Nürnberger Staatsanwaltschaft stellte sich stur. Mordserie hin oder her, die Justiz pochte auf eine strenge Verurteilung des Angeklagten.

Man könne ein Empfehlungsschreiben an den Richter schicken, in dem Mehmets Mitarbeit bei der Soko "Bosporus" gelobt werde - mehr aber, so hieß es, sei nicht drin. Gegenüber Mehmets Verteidiger soll der zuständige Richter erklärt haben, ein wie auch immer geartetes Schreiben sei ihm "scheißegal". Er lasse aber angesichts des möglichen Fahndungserfolgs der Soko mit sich reden, wenn eine Anweisung "von oben" komme, also vom Justizministerium. Doch die, teilten die Soko-Beamten schließlich mit, werde es auf keinen Fall geben.

Auf Mehmets Kooperation setzten die Kripo-Leute trotzdem. Sie schmiedeten den Plan, der Informant solle möglichst bald - also noch bevor die Haftstrafe bestätigt werde - die Ceska ohne Schweizer Polizei aus der Schweizer Villa holen, mit ihr über die Grenze nach Deutschland fahren und sie an einem Rastplatz deponieren. Dort könne die Soko sie dann abholen.

Offiziell, erklärte ihm ein Polizist, könne man sich nicht an die Schweiz wenden. Die Vorbereitungen für Rechtshilfe dauerten zu lange, und die Schweiz habe eben "komische Gesetze" und sei "bei Waffengeschichten extrem heikel". Doch wenn Mehmet die Ceska wirklich liefere, werde man sich für zusätzliche 10 000 Euro Erfolgshonorar einsetzen. "Wir tun für dich, was wir können", sagten die Ermittler.

Dass man noch irgendetwas für ihn tun könnte, sollte er mit der Mordwaffe etwa beim Grenzübertritt erwischt werden, daran glaubte Mehmet zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr. Auch wenn ihm ein Polizeibeamter versicherte, man werde in diesem Fall nur zum Schein gegen ihn ermitteln, und die Sache werde "dann unter dem Tisch geklärt".

Mehmet hat beschlossen zu schweigen. Die Nürnberger Staatsanwaltschaft bestätigt den Vorgang gegenüber dem SPIEGEL und begründet ihre Position: "Eine Einflussnahme auf Gerichte oder ein Eingriff in die richterliche Unabhängigkeit kommt für uns nicht in Frage", sagt Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke. Auf die Mitarbeit ihres wohl bislang erfolgversprechendsten Informanten wird die Soko also verzichten müssen - und damit wohl auch auf eine Chance, die spektakuläre Mordserie endlich aufzuklären.

Dabei hätte Mehmet noch Brisantes zu berichten, das er gegenüber der Polizei bislang nur knapp erwähnte. Etwa über die Zusammenarbeit von ein paar Abtrünnigen seiner Organisation mit Beamten des Verfassungsschutzes.

Diese, behauptet Mehmet, seien kurz vor dem bislang letzten Mord darüber informiert worden, dass in Halit Y.s Internetcafé in Kassel "wieder etwas geplant" sei. Daraufhin sei das Lokal vom Geheimdienst beschattet worden.

Als Halit Y. am 6. April 2006 erschossen wurde, saß in einer Nische des Gastraums ein Mann, der später als Beamter des hessischen Verfassungsschutzes identifiziert wurde. Als die Soko von dem mysteriösen Besucher erfuhr, stellte sie Fragen - und erfuhr von den Geheimdienstkollegen, der Mann habe in dem Café in seiner Freizeit im Internet gesurft, er sei einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.

Das BfV verweist Mehmets Informationen über den Mord in Kassel in das Reich der Märchen. An dieser Geschichte sei nichts, aber auch gar nichts dran, alles frei erfunden, ließ die Behörde mitteilen.

DER SPIEGEL 34/2011

Dienstag, 22. November 2011

die rechte terrortruppe und das "versagen" der dienste

immer wenn "die dienste" (insb. die landesämter für verfasssungsschutz) sich selbst geisseln und von "peinlichen pannen", "unfähigkeit" und "totalversagen" sprechen, ist vorsicht geboten.

das machen die meist nur, wenn es noch schlimmeres aufzudecken gibt. dann lieber schande und schmach über sich ergehen lassen, ein bischen wie ein depp dastehen, aber wenigstens im gestus des selbstkritischen "aufkläreres", der schnell eine schublade aufmacht und - sich feixend entschuldigend - ein paar softpornohefte auf den tisch legt. das lenkt vorzüglich davon ab, dass in der anderen schublade die hardcore- und tierpornos liegen.

selten haben sich die schlapphüte schneller asche aufs haupt geworfen wie in diesem fall. dabei grenzt es ja schon fast an eine ironie der geschichte, dass die rechte terrortruppe ausgerechnet zu einer zeit aufgeflogen ist, in der grade in stuttgart-stammheim (sic!) eine prozessfarce allererster güte bestaunt werden kann.

in stammheim findet derzeit der wohl letzte große RAF prozess statt. verena becker ist angeklagt, 1977 an der ermordung des damaligen generalbundesanwalt buback teilgenommen zu haben. diese verena becker, soviel weiss man heute, arbeitete für den verfassungsschutz. ob sie dies bereits vor der ermordung bubacks tat, darüber gibt es unterschiedliche meinungen. die wie immer gut informierte stasi berichtete bereits seit 1972 von "kontakten" und "dass sie vom berliner VS kontrolliert werde".

ich gehe davon aus, dass diese information stimmt, sie deckt sich mit ähnlichen vorgängen in italien und in anderen (west-) europäischen ländern. dort waren, wie wohl auch in deutschland, die linken terrorgruppen der 70er und 80er jahre bis in die höchste ebene von geheimdiensten infiltriert.

bei den rechten terrorgruppen war die verstrickung der schlapphüte noch intensiver. für italien ist gerichtsnotorisch, dass die rechtsterroristen von den geheimen geschützt, ausgerüstet und angeführt wurden. in deutschland allerdings sind anschläge wie der auf das münchner oktoberfest immer noch unaufgeklärt, obwohl man doch eigentlich bestens hätte bescheid wissen müssen, so tief wie man da mit drin steckte. über die raf wusste man schliesslich auch mehr, als man heute (siehe becker prozess) zugeben will.

insofern muss man doch mutmassen, dass die zwickauer truppe den "diensten" wohl bestens bekannt gewesen sein dürfte. es ist aber auch ein komischer zufall (panne, versagen, unfähigkeit), dass ein v-mann des hessischen VS (genannt: "der kleine adolf" [sic!]) ausgerechnet zum tatzeitpunkt in einem internetcafe sass, als dessen besitzer kaltblütig erschossen wurde.

hätte der das gewusst, hätte er den anschlag verhindern können. aber so... hat er sich nicht mal bei der polizei als zeuge gemeldet. was ihn dann verdächtig gemacht hatte, wobei man bis heute nicht so recht weiss, warum die ermittlungen damals eingestellt wurden. vielleicht aufgrund der tätigkeit für den VS? was soviel heissen soll wie: der musste da sein, der war in unserem auftrag dort? das wäre dann allerdings ein beleg dafür, das der VS genau wusste, dass da gleich ein anschlag passieren wird. und deshalb ruft man nun laut: "oh, wir haben versagt, tststs, tut uns leid, weitermachen!"

p.s. meines erachtens stand der schmiere, bzw. war die "schützende hand" für diese aktion. aber das ist natürlich nur spekulation... ;-)

p.s.s. wer die stammheim tagebücher auf kulturzeit anschaut und die damaligen geschehnisse auf unserere zeit überträgt, der kann eigentlich zu keinem anderen schluss kommen.

Freitag, 4. November 2011

"demokratie ist scheisse"

aber nein, das hat niemand gesagt. nur meint man es, unbewusst. schliesslich merken manche, dass eine abstimmung allein folgende dinge nicht kann: die schwerkraft aufheben, das wetter beeinflussen und schulden verschwinden lassen. aber für was brauchen wir dann die demokratie überhaupt?

und so stellt die faz gleich mehrfach die sinnfrage. erst der herr herausgeber himself, frank schirrmacher, mit seinem "demokratie ist ramsch", tagsdrauf sekundiert vom chefphilosophen schlechthin, jürgen habermas, mit seiner ganz persönlichen verschwörungstheorie "rettet die würde [sic!] der demokratie".

beiden artikeln ist gemein, dass sie einen "machtkampf" zwischen "den märkten" und "der politik" postulieren, den nun offenbar die politik (und damit "die demokratie") verloren habe. und gemein ist den artikeln auch, dass sie von zwei offensichtlich völlig ahnungslosen geschrieben wurden.

erstens gibt es "die märkte" als gegenspieler "der politik" nicht. "die märkte", das sind wir, sie, ich, die anderen, der supermarkt an der ecke, der handwerker, ihr rentenversicherungsträger, der taxifahrer, die sparkasse, der hedgefond, der minenarbeiter und der minenbesitzer, der millionär in rio und der bettler in kalkutta. insgesamt ca. 7.000.000.000 marktteilnehmer, atomisiert in globale massenmärkte, regionale märkte, nischenmärkte. und jeder von uns ist teilnehmer in zig märkten. ob wir es nun wollen oder nicht.

wenn also der hochdekorierte philosoph "die märkte" in anführungzeichen setzt, dann nur, um sie als eigenständige entität isolieren zu können, damit sie als feindbild, als pappkamerad einen bestimmten zweck erfüllen können: nämlich davon abzulenken, wer das eigentlich problem in dieser weltgeschichtlichen situation ist.

und so ist es kein wunder, dass ausgerechnet die politiker (und zwar aller coleur) auf "die märkte" (wahlweise auch "die banken", "die finanzindustrie", "den kapitalismus") deuten und laut rufen: "haltet den dieb".

denn es sind die politiker, die seit 40 jahren kontinuierlich schulden anhäufen. sie machen diese schulden, um das volk zu beschenken. um sich damit die wählergunst zu erkaufen. um nichts anderes geht es hier: schulden machen, weil ich sonst nichts zu verteilen habe und ich dann abgewählt werde. zahlen werden das - später - andere!

aber an der erkenntnis, dass dieser staat (und damit seine bürger, vertreten durch die politiker) viel zu lange, viel zu stark über die eigentlichen verhältnisse gelebt hat, kommt man irgendwann nicht mehr vorbei. sparen? ja, aber nicht bei mir. mehr steuern: nicht bei mir! und so geht es uns allen.

es zeigt sich inzwischen, welchen geburtsfehler diese demokratie hat: fehlende verantwortlichkeit und haftungsregeln. das, was man "den bankern" immer (zu recht!) vorgeworfen hat - nämlich fette boni einzustreichen für geschäfte, die irgendwann einmal, wenn die banker mit ihren boni längst über alle berge (oder beim wettbewerb) sind, verluste einfahren - haben unsere politiker selbst nur allzu gern angewendet.

natürlich bringt der verweis auf "die märkte" etwas entlastung und vllt sogar ein paar tage oder wochen zeitgewinn. aber was passiert mit "der demokratie", wenn sich herausstellt, dass es "die politik" war, die den wirtschaftlichen (und damit auch politischen) ruin europas verursacht hat? da liegt der eigentliche kern des problems für die demokratie. wer soll politik machen, wenn nicht die, die es seit 40 jahren machen?

dass in der FAZ auch richtig schlaue philosophen schreiben, zeigt dieser artikel (und warum wundert es mich nicht, dass dieser theologie und philosophie professor schweizer ist?)...

p.s. weil es habermas erwähnt hat: die staaten (bzw die demokratie) sind deshalb pleite, weil sie also 2008 die banken gerettet haben. fragt sich nur: mit was denn?? mit geld? welches geld? geld etwa, das sich die staaten von den banken geliehen haben, um es dann den banken zu geben, weil die pleite sind, weil sie den staaten das geld geliehen haben, das sie nun zurück bekommen. wobei nun die staaten ihre schulden nicht mehr zurückzahlen können, womit die banken pleite gehen?

Donnerstag, 20. Oktober 2011

die italienische justiz hat ein problem

und das heisst nicht berlusconi. im gegenteil.

die unabhängigste justizorganisation in ganz europa bietet ihren mitarbeitern vielfältige karrieremöglichkeit. wer in italiens justiz karriere machen will, der braucht press coverage, muss im telegiornale auf rai uno auf und ab laufen, ein begehrter interviewpartner sein, DER spezialist für die sensationsfälle.

natürlich kommt man als staatsanwalt mit einem banalen raubmord nicht weit. zu profan, zu wenig für die sensationsgeile presse. da muss schon ein anderes kaliber her. unser aller freund richter giuliano mignini hat sich solch einen namen gemacht. er weiss genau: die italienische öffentlichkeit giert nach brutalen sex & crime stories. und auf eines fahren die katholischen italiener ganz besonders ab - und das sind verschwörerische satanistenmorde.

nun sind selbst in der teilweise tiefgläubigen italienischen provinz serienmorde sexgeiler satanisten eher eine seltenheit. und doch hat es mignini geschafft, rund 100 vermeintliche satanisten in den knast zu bringen. die meisten wurden selbstverständlich in der revision wieder freigesprochen, denn die beweislage erwies sich beständig als viel zu dünn und wackelig. die letzte ihrer art war das naivchen amanda knox, die leider so blöd war, ohne anwalt ein "geständnis" in fremder sprache zu unterschreiben, zu einem zeitpunkt, als die laboruntersuchungen des tatortes noch nicht abgeschlossen waren.

und so kam es, wie es kommen musste. als die laborergebnisse endlich vorlagen, hatte mignini die knox bereits der presse als "chefin einer satanistengang, die arme studentinnen im rahmen von gewaltsexorgien 'opfert'" zum frass vorgeworfen.

man könnte meinen, dass - als man der wahren täter nach 14 tagen geschnappt hatte - man die knox und ihren hausfreund freilassen würde, denn für ihre tatbeteiligung gab es nun mal keinerlei beweise, ja nicht einmal verwertbare spuren.

dass die fälschliche verurteilung von unschuldigen aufgrund herbeifantasierter satanistenzusammenhänge einer justizkarriere abträglich sein müssten, liegt auf der hand. aber in italien sieht die sache anders aus. denn ein schlauer ermittlungsrichter wie mignini wird es durch gezielte durchstecherei immer wieder schaffen, dass die öffentlichkeit, "informiert" durch die örtliche presse, den urspünglichen anklagen lieber glauben schenken und davon ausgehen, dass die taten so wie geschildert geschehen sind und die (fälschlicherweise) angeklagten lediglich zu perfide waren, um eindeutige spuren zu hinterlassen.

im grunde hat der pöbel, der in perugia gegen die freilassung der knox demonstriert hatte, gezeigt: das mittelalter lebt. werft die hexe in den fluss, wenn sie ertrinkt, ist sie unschuldig, wenn sie überlebt, muss sie verbrannt werden, denn sie steht mit dem teufel im bunde. der gerechtigkeit ist damit aus sicht des durchschnittlichen ayellowpress lesers aber in jedem fall genüge getan. auch im prozess gg. die knox spielte der teufel eine rolle. man darf an dieser stelle durchaus auf goethes faust verweisen, denn solch eine satansgläubigkeit gab es auch in deutschland, allerdings hat goethe bereits im 18. jahrhundert das justizsystem dafür kritisiert. in italien ist man offenbar noch nicht ganz soweit.

fortsetzung und verlinkungen folgen...

Mittwoch, 12. Oktober 2011

ein längerer artikel aus dem rolling stone, der beste, den ich in letzter zeit gelesen habe...

Sollecito, who sat 10 feet away, no longer resembles Harry Potter. Men's prisons in Italy are not so forgiving. He has shaved his head and has added muscle on his shoulders, arms, back. He smiles bitterly at his lawyers and has a cold gaze. He has begun to look like a convict.

Her killer did a bad job. It was amateur work: There were bloody fingerprints and footprints all over the apartment, and the killer even defecated in the toilet and forgot to flush. But that wasn't the worst of it. Whoever murdered Meredith Kercher didn't know how to use a knife.

The first two wounds weren't deep enough to do fatal damage, the knife catching on bone. On the third try, the killer found a soft spot in the left side of her throat and plunged the blade full to its hilt. The attacker then pulled the weapon from left to right several times in a sawing motion, then up and back, leaving a gash more than three inches long and three inches deep. It was clear, from the purposeful savagery of this final blow, that the intent was to kill. But since the blade missed the carotid artery, Kercher's agony lasted as long as 10 minutes. An experienced killer would have known better.

After the stabbing, the killer's behavior was peculiar, displaying an attitude rarely evident in a crime scene: remorse. Three white towels were used in a frantic effort to staunch the bleeding. When that failed, the killer removed the comforter from Kercher's bed and, in a perverse gesture of compassion, laid it over the corpse. Investigators would wonder whether the person had even seen a dead body before. Finally, the killer ran out through the front door, leaving a trail of bloody shoe prints.

When an attractive young woman from a privileged British family is murdered in Italy, you've got a popular crime story. When the person suspected of killing her is an attractive young woman from a privileged American family, you have tabloid gold. When the prosecutor hypothesizes that the victim was slaughtered during a satanic ritual orgy, you've got the crime story of a decade. When a sitting U.S. senator declares that the case "raises serious questions about the Italian justice system" and asks if "anti-Americanism" is to blame, and when 11 Italian lawmakers in Silvio Berlusconi's coalition request a probe of the prosecutor's office — well, at that point, you have an international crisis.

One might expect that the lead role in this blockbuster would be assigned to the victim, a placid, pretty girl from London named Meredith Kercher. The daughter of a tabloid writer and his Indian-born wife, Kercher was a serious student who didn't take herself too seriously; she had been drawn to the Italian city of Perugia, in part, for its reputation as the City of Chocolate. She quickly made a group of British girlfriends, joining them for dinner parties, movie nights and dancing at the local discos. Kercher was beautiful, bubbly, devoted to her family, a model daughter.

And yet, less than a day after her murder, Meredith Kercher was all but forgotten. The show was stolen by an accidental ingénue named Amanda Knox, who, until she was convicted of murder and sentenced to spend the next 26 years in prison, was unaware of a number of significant facts about herself. Knox did not understand, for instance, that she was beautiful. It was new to her, her beauty — as a high school student at Seattle Prep she was heavier, had acne and was more devoted to rock climbing and backpacking than to dating. She didn't have her first boyfriend until she was 19. "She's a little dork who doesn't wear matched socks," says her best friend, Madison Paxton. "I'd never use 'sexy' to describe her." Her beauty is no longer a mystery to her, however, now that she's received hundreds of letters from male admirers all over the world.

Knox also didn't realize that she would be judged by her behavior, her looks and her nationality. Nor did she suspect that her faith in human nature was a dangerous fantasy. She would learn other terrible lessons along the way too — the kinds of things most of us don't like to think about. In July, while she waits for her appeal case to be settled, Knox will turn 24. It will be her fourth consecutive birthday in jail. She's learned her lessons. Now she just wants to go home.

This is what we know for certain: Shortly after 10:30 a.m. on November 2nd, 2007, Amanda Knox left the apartment of her boyfriend, Raffaele Sollecito. They had met only one week earlier, when Knox and Kercher had attended a Schubert recital at the university where Knox was studying. Knox had noticed Sollecito, a gawky, pale 23-year-old with delicate, rimless glasses and zero history with women. He struck her as "an Italian Harry Potter." After Kercher departed at intermission, Sollecito tentatively approached the American girl.

"She seemed to be searching for something in my eyes," Sollecito would tell his father. "I noticed that her opinions on the music were odd... She didn't concentrate on the emotions it provoked but only on the rhythm — slow, fast, slow."

Knox told him that she was working that evening at Le Chic. The bar, popular with students, was owned by a Congo-born Perugian named Patrick Lumumba, who had hired Knox on as a waitress. Sollecito showed up later that night and stayed until closing. Amanda spent that night at his apartment, and the next seven nights as well.

On the evening of November 1st, she was supposed to come over after her shift ended, but Lumumba had texted shortly before Knox was to begin work, telling her not to bother coming in — it was a holiday and nobody was drinking. She returned to Sollecito's house and, after dinner and a joint, the couple had turned off their cellphones for the evening.

They always stayed at Sollecito's because, unlike most of Perugia's 40,000 students, he didn't have roommates. His father, a wealthy urologist, had set him up with the apartment — along with the black Audi A3 that he parked outside. The only problem with the apartment was the plumbing. Whenever he used the sink, as he did that night when he made dinner for Knox, the pipes leaked and water pooled on the floor. Sollecito was so flummoxed by the puddles that he called his father for advice on how to get rid of them.

This is how, at 10:30 a.m. on November 2nd, Knox found herself returning to the cottage at 7 Via della Pergola that she shared with Kercher and two Italian girls. She planned to take a shower in her own bathroom, change clothes and grab a mop.

When she arrived, she began to notice several things that struck her as "abnormal." The front door to the cottage had been left ajar. Knox called out, but no one responded. This was unsurprising, as she knew that her Italian roommates would be away for the holiday weekend. Kercher's door was shut, so Knox assumed she was asleep.

It was only after her shower that Knox noticed the blood. In a flustered e-mail sent to friends and family two days later, she described what had happened:

There were drops of blood in the sink. At first I thought the blood might have come from my ears, which I had pierced extensively not too long ago, but then immediately I knew it wasn't mine... when I touched the blood in the sink, it was caked on already... I thought it was strange, because my roommates and I... wouldn't leave blood in the bathroom, but I assumed that perhaps Meredith was having menstrual issues and hadn't cleaned up yet. Ew, but nothing to worry about.

When Knox used a hair dryer in the second bathroom, she saw the feces in the toilet. Knowing none of her roommates would have forgotten to flush, she started to suspect an intruder. She grabbed the mop and left the house in a panic.

After telephoning her roommates — and reaching one, Filomena Romanelli — she returned with Sollecito to check for signs of a burglary. Knox's room appeared untouched. In Romanelli's room, however, the window had been shattered. They tried Kercher's door. It was locked. Knox knocked gently at first, then loudly — no response. Finally Sollecito threw himself against the door, but he wasn't strong enough to break it down.

Sollecito called the carabinieri — the Italian military police — and the couple went outside to wait. Two officers soon arrived. They weren't carabinieri, however — they were postal police, a sleepy, junior-varsity unit of the state police responsible for investigating crimes like Internet fraud and stolen phones. Two cellphones had been discovered in a rosebush half a mile away, one of which was registered to Filomena Romanelli at 7 Via della Pergola. Knox and Sollecito explained to the bewildered officers that there had been a burglary, and invited them into the house.

A butterfly flaps its wings in Brazil, and a twister forms over West Texas. A man sneezes, and the stock market crashes. An American girl in Perugia allows the postal police to enter her house, and two years later, she is convicted of murder and sentenced to 26 years in jail.

Had the lovers waited for the carabinieri, a series of catastrophic blunders would likely have been avoided. For starters, the carabinieri would have prevented anyone from tramping through the crime scene. The two postal-police officers, however, allowed themselves to be led through the house in search of clues by a band of child sleuths out of Scooby-Doo. For there were now six of them in all — shortly after the officers showed up, two cars had arrived with Romanelli, her boyfriend and a third couple, friends of Romanelli's.

The police refused to break into Kercher's bedroom, claiming respect for the girl's privacy. But on Romanelli's insistence they relented, standing by while one of the boyfriends, seizing the moment, kicked down the door.

"Blood!" someone shrieked. "Blood!"

"A foot! A foot!"

The children ran from the house screaming.

Henry James described Perugia as the City of the Infinite View, and indeed the view is infinite — if you can find it. Crammed onto the upper third of a steep mountain, the city is contorted, bent: all elbows and knuckles. Unless you are strolling along the broad plateau of Via Corso Vannucci, which runs for five blocks along the crest of the hill, you are always walking up or down. You are also in shadow, even on the brightest days. This is because everything is awkwardly jammed together, the buildings lying on top of one another like piles of discarded toys in a cluttered attic.

The side streets — and all the streets, other than the Corso, are side streets — are uneven and narrow, laid out a millennium ago for people approximately half our size. As you ascend or descend, you pass through dank tunnels and duck beneath arches and bridges, while catching glimpses underfoot of intersecting walkways at lower levels. The casual pedestrian feels that he is navigating one of M.C. Escher's more deranged drawings. It is common to come to a fork in a road where one way goes up and the other goes down, and for streets to taper into nothing, or to terminate in a blind alley the size of a hall closet.

But then you stumble around a corner and find yourself on the city's outer ring, where you encounter a stunning panorama of undulating valley, distant mountains, files of cypress trees, sky. The cottage at 7 Via della Pergola stands at such a spot, perched over a steep ravine. It is a location that college students find romantic, and Perugians consider dangerously exposed.

James wrote that the famous view gives Perugians, who sit on Umbria's highest throne, a sense of "authority and centrality and experience." This still rings true. An imperious tone could be detected in the proclamations made by Perugian authorities throughout the Kercher investigation. But the city's other aspect, its warped convolutions and clandestine passageways, was also reflected in the views of the investigators. From the case's earliest stages, they were quick to propose twisted theories of demonic influence and ritualistic sex games. This unusual combination — of supreme certitude and baroque paranoia — has made the story of the Knox trial as intricate, and as darkly thrilling, as the plot of a gothic novel.

The trial, held in a subterranean chamber of Perugia's courthouse, would play to a packed gallery for its entire 11-month run. The British and Italian tabloids insisted that "Foxy Knoxy" (a nickname given to an eight-year-old Knox in her soccer league) was a "crazed sex killer." Headlines read ORGY OF DEATH; AMANDA WAS A DRUGGED-UP TART. Knox's supporters, most of them American, fought back.

Their list of grievances was long: incompetent police work, leading to the mishandling of evidence. The lack of any physical trace of Knox in Kercher's bedroom. Italy's carnivalesque judicial process, where there is never order in the court, the lawyers and defendants constantly interrupting the proceedings with groans and catcalls and wild gesticulations, while the press in the gallery yammers away like the kids in the back of the classroom. The prosecution's failure to establish motive or intent ("We live in an age of violence with no motive," said one prosecutor). And the fact that prosecutors did not immediately drop the case against Knox and Sollecito after the bloody fingerprints and footprints came back matching a 20-year-old petty thief named Rudy Guede.

These were valid criticisms, but Knox's supporters missed one crucial point. The prosecution, despite their ineptitude, would never have been able to convict Knox and Sollecito all by themselves. They needed help. And they would get it — from Amanda Knox.

Knox had several disadvantages from the start: She was American and, despite majoring in Italian at the University of Washington, could barely speak the language. Her poor comprehension may have contributed to her second problem: her inability to realize that she was, from the first day of the investigation, suspected of murder. Most damaging, however, was her obstinate faith in the kindness of strangers.

Knox grew up in the middle-class suburban neighborhood of Arbor Heights, in West Seattle, several blocks from the Puget Sound. Her parents like to describe her as "book-smart." This is true — she made the honor roll at Seattle Prep, a private Jesuit high school, and at UW — but it's also their way of suggesting that her intelligence was limited to books. As her stepfather, Chris Mellas, tells me, "She's the smartest person you'd ever know" but "dumb as a rock" when it comes to "street sense." In conversations with her friends and family, a portrait emerges of a person with a childlike innocence. She was, as her mother, Edda, puts it, "oblivious to the dark side of the world."

When strange men approached her in city parks, she would chat with them. "What's going on in your life?" she'd ask. "Let's talk." Her friend Madison Paxton recalls an incident when they passed a woman sobbing near the UW campus:

"All of a sudden, Amanda wasn't next to me. I turned around and she has this shocked look on her face. She says, 'I cannot believe that you just walked by her.' Amanda grabbed my hand and pulled me back. This woman couldn't even speak, she was crying so much. But Amanda took her by the hand into a cafe, ordered her a coffee and started talking to her, trying to get her to calm down."

By junior year, Knox announced that she felt too "closed off" from the world and wanted to spend a year abroad to "expand her horizons" and live "without a safety net." ("That," says her stepfather today, "seriously bit her in the ass. So to speak.") Her parents, recognizing her determination — she had taken extra jobs to pay for the expense — agreed to support her decision.

"You don't want to take a dream away," her father tells me today. Curt Knox, who was a vice president of finance at Macy's for 25 years, makes sharp eye contact and speaks precisely. It often seems that he is undergoing great exertions to restrain a wild, inchoate rage. "When she said she wanted to study abroad, and we sat down and talked to her, my first question was, 'What happens if you get sick?' There was a good response for that — her mother has a cousin that lives in Germany, just two hours away. A lot of questions went through my mind. None of them was, 'What happens if your roommate gets murdered?'"

In one of Knox's Facebook posts, she wrote, "I don't get embarrassed and therefore have very few social inhibitions." Upon arriving in Perugia, her lack of inhibitions worked in her favor. When she saw a young woman posting a housing flier, Knox struck up a conversation. She wrote about the encounter to her friends at home:

We go immediately to her place, literally two minutes from my university. It's a cute house... in the middle of Perugia.

I'm in love... The house has a kitchen, two bathrooms and four bedrooms... Not to mention my roommate owns two guitars and wants to play with me... Not to mention she wants me to teach her yoga... Not to mention the view is amazing.

Her Italian roommates were friendly, if somewhat aloof — they were seven years older, with jobs and serious boyfriends. But Knox became closer to Kercher, who claimed the fourth bedroom. They went out together to bookstores and bars and, in mid-October, to Perugia's chocolate festival. Still, they might not have been friends under other circumstances. Kercher found her extroverted roommate a bit too loopy (she complained to her sister that Knox sang "loudly all the time") and untidy (Knox, concerned about water conservation, "never seemed to flush the toilet"). As classes began, the roommates saw each other less. Kercher spent more time with her British friends, and Knox worked at Le Chic. But for the five weeks they knew each other, they appeared to get on. In a conversation with her parents in mid-October, Knox described Kercher as fun, beautiful and smart.

On November 2nd, Knox's callowness caught up to her. As soon as Kercher's corpse was discovered, the two Italian roommates called their lawyers. Kercher's British friends were even more cautious: Most of them fled the country, returning to the U.K. Edda asked Knox to fly home, or visit her cousin in Germany, but Knox refused. She wanted to see Kercher's family when they arrived in Perugia. She also wanted to help investigators find the killer. Today her mother's greatest regret is that she listened to her daughter. "Had I known that the British girls were out of there, had I known that the first thing her roommates did was lawyer up — had I known all of that? Absolutely, I would've made her come home," says Edda. "I would have had my cousin on the first plane out of Germany to yank her out of there."

"It's so Amanda that it hurts me," says Paxton, who has recently moved to Perugia to help with the case. "People talk about her being a manipulative mastermind. If she is, she's a fucking idiotic one. If you're a mastermind and you commit this murder, you leave the country. She walked into the police station. She just basically fucking skipped into the police station."

It was at the police station that Knox met the man who would become her chief antagonist for the next four years: Giuliano Mignini, the prosecutor who would oversee the murder investigation and eventually Amanda Knox's trial. A native Perugian, he wears smartly tailored jackets that cling snugly to his inflamed, bullish frame. A pair of spectacles rests low on the wide bridge of nose, beneath his broad forehead and powerful, gleaming eyes. Mignini is seen by Knox's supporters as a blustering maniac whose bullying reduced Knox to tears on the stand. But in person, he more closely resembles the benevolent caretaker of a rustic pensione: casual, kind, eager to amuse, an intent listener. He presents himself as the model of moderation. When I ask him today whether he thinks Knox is evil, he says that nobody is all good or all bad. He wishes she were innocent; he did not enjoy putting a young girl in prison. But it was his duty.

In private conversation, Mignini always seems to want to know, very sincerely, your opinion. And then, when you are done, he will patiently explain to you how things, in fact, are. As it turns out, in his view, things are often touched by Satan. He detected Satan's influence as early as 2001, when he became a central figure in the Monster of Florence serial-killer case. Mignini proposed that the suicide of a Perugian doctor was actually a murder committed by a satanic cult, practicing since the Middle Ages, that demanded human organs for their Black Masses. He later accused a hostile journalist of satanism and was convicted of abusing his office. In the early stages of the Kercher investigation, Mignini suggested that the victim had been slaughtered during a satanic ritual, but in his closing argument, he only went so far as to refer to Knox as a sex-and-drug-crazed "she-devil."

Mignini's official title is "public minister," a hybrid of detective and district attorney. This makes Mignini less a prosecution lawyer than a Grand Inquisitor. He leads the investigation, giving directions to the police under his care, and serves as lead prosecutor during the trial. This arrangement means that the police often find themselves under professional obligation to look for evidence that supports the prosecutor's hypotheses. This is especially true in high-profile cases, when there is enormous pressure to explain quickly what exactly happened.

When I ask Mignini whether he regrets any decisions he made during the Kercher case, he will name only one. It was the very first decision that he made. When he arrived at the crime scene he asked the chief forensics expert, Patrizia Stefanoni, whether she had taken Kercher's body temperature, a reliable indicator of time of death. Stefanoni, Mignini says, was worried that doing so might contaminate the body and advised that they wait until other testing had been done. The temperature was not taken until November 3rd, at which point the death was set between 8 p.m. and 4 a.m. The failure to make a more exact estimation proved critical. If Kercher died before 9:30 p.m., Amanda Knox and Raffaele Sollecito would have had an alibi: They were seen at Sollecito's apartment at 8:45, and Sollecito's computer showed activity as late as 9:10.

Though Mignini won't say it straight out, there is another thing he seems to regret. When I ask him whether he wishes that the carabinieri, and not the state police, had handled the investigation, he sighs warily and glances past me. There, on his bureau, stands a small collection of carabinieri action figures: two three-inch plastic figurines in uniform, and a matchbox-size patrol car. It might have made a difference, he says. The carabinieri, he acknowledges, have more resources and a different style, due to the fact that they are a division of the military. Yes, he says finally, he prefers the carabinieri.

From the beginning of the case, he was fascinated by the behavior of Amanda Knox. She was extremely unconvincing in the role of the wrongfully accused. That a 20-year-old woman suspected of her roommate's murder should not behave the way her accusers expect is hardly surprising, just as it is hardly surprising that a small, provincial police force should botch one of the most intensely observed criminal investigations in their nation's history. Three and a half years after her arrest, Knox has still not entirely mastered it. But her behavior in those first days doomed her.

Especially disturbing to investigators was a video that appeared on YouTube soon after the body was discovered. Filmed by paparazzi who quickly materialized at the "house of horrors," the video showed Sollecito consoling a pallid, dazed Knox outside the cottage. Sollecito rubs her arms and gives her three chaste kisses.

Others were bothered by the couple's displays of affections once they were taken to the police station for questioning.

"Knox and Sollecito would make faces, kiss each other, while there was the body of a friend in those conditions," said homicide chief Monica Napoleoni.

"I couldn't help thinking how cool and calm Amanda was," said Giacomo Silenzi, a neighbor who had been having a fling with Kercher. "Her eyes didn't seem to show any sadness, and I remember wondering if she could have been involved."

Officers would later complain that Knox, after sitting for hours in the stiff waiting-room chairs, had started to do cartwheels and even splits. Convinced that she was psychotic, the guards begged her to stop, explaining that such behavior was "inappropriate." And a detective complained when he saw Knox sitting on her boyfriend's lap. "Inappropriate," he said.

When I ask Knox — through Paxton, who visits her twice a week in prison — whether she regrets her behavior in those first days after the murder, she says she absolutely does not; she was reacting the only way she knew how. She also disputes the accounts of her behavior. She sat on Sollecito's lap, for instance, only because she had been pacing, and he had pulled her to him in an attempt to comfort her. And while she may have seemed "cool and calm," when she went at night to Sollecito's house she would break down in tears.

More eccentric allegations would be aired during the trial, some of which seemed to reveal more about the police than about Knox. One officer was certain Knox had lied about taking a shower that morning because "she smelled like sex." And an older male detective claimed that, upon returning with detectives to the murder scene, Knox had spontaneously broken into a seductive, hip-rolling dance, popularized in old Italian sex comedies, called La Mossa. Knox, the detective claimed, had shimmied her hips like Monica Vitti, shouting "Hoopla!"

Over the weekend, Knox was repeatedly called back for additional interviews — first to the station, then to the crime scene. "Do you see any knives missing?" asked the detectives. "What kind of sex did Meredith like?" Though unaware that she was a suspect, Knox had been put under surveillance by the Perugian police. She and Sollecito were followed around the city as they ate and shopped for underwear (Knox wasn't allowed to retrieve her clothes from the crime scene). When at the station, the lovers were led into a room bugged with hidden microphones, where their conversations were monitored. Their cellphones were tapped as well. And the police confiscated a school notebook in which Knox had started taking notes while waiting to be interviewed. A passage was later leaked to the press:

The strange thing is that all I want to do now is write a song about this. It would be the first song that I've written and it would be about someone who died in a horrible way for no reason. How morbid is that? I'm starving. And I'd really like to say that I could kill for a pizza but it just doesn't seem right... I don't know what to do or think.

The investigators' theory was beginning to take shape: Knox was smart enough to avoid saying anything inculpatory, but stupid enough to draw attention to herself. They believed that Sollecito, the spoiled computer geek, was weaker and manipulated by her. They turned their focus onto him, hoping that he would break.

By Monday, November 5th — three days after Kercher's body had been discovered — Knox was complaining to friends of exhaustion. That night, after 10 o'clock, the police called Sollecito, asking him to return to the station for yet another interview. Knox, as usual, accompanied him, jotting notes in her journal while she sat in the waiting room. "I'm very tired," she wrote. "I don't want to stay."

During Sollecito's interview, investigators accused him of covering up for Knox. He asked for a lawyer, and to speak with his father, but his requests were denied. "Confused and nervous," as one of the officers described him, Sollecito finally stated that Knox could have left his apartment for several hours on the night of Kercher's murder while he was asleep.

That was all the investigators needed to hear. Two female officers, who had been chatting informally with Knox, invited her to an interrogation chamber.

"Let's go back over what you did that night," they asked her. "Start with the last time that you saw Meredith."

"Again?"

"Again."

But they went slower this time.

"What did you do between 7 and 8 p.m.?" they asked. "What about between 8 and 9?"

"I don't know the exact times," said Knox. "But I know the general series of events. I checked my e-mail, I read a book, we watched a film, we ate dinner...."

More officers kept entering the room. An interpreter showed up. The tone sharpened.

"But Raffaele says that you left his house that night."

"What? That's not true. I was at his apartment all night."

The interrogators became angry.

"Are you sure? Raffaele said you left his house."

"I didn't."

"If that's a lie, we can throw you in jail for 30 years."

"I'm not lying."

"Who are you trying to protect? Who were you with? Who was it? Who was it?"

This bit went on for hours.

There was now chaos in the room. The Italians were shouting at her, arguing with one another, calling out suggestions.

"Maybe she really can't remember."

"Maybe she's a stupid liar."

"You're either an incredibly stupid liar," said Knox's translator, who was sitting right beside her, "or you're someone who can't remember what you know and what you did." The translator, changing tactics, explained that she had once been in a gruesome car accident in which she broke her leg. The event was so traumatic that she suffered amnesia.

"Amanda," said the translator, "this is what happened to you. You need to try to retrieve those memories. We'll help you."

Knox, ever-credulous, started to ask herself what she might have forgotten.

"C'mon," said the interrogators. "You were going to meet Patrick that night." "Remember. Remember. Remember."

"We know it was him."

Knox shook her head.

"Remember."

Boom — someone slapped her on the back of the head.

Knox closed her eyes. A scene began to play out in her mind. She imagined Patrick Lumumba's face. At 5:45 a.m., after breaking down in tears and screaming Lumumba's name ("He's bad, he's bad"), Knox signed a confession. Written in Italian, it declared that Knox had accompanied Lumumba to the house on the night of November 1st. She had been standing in the next room while Lumumba stabbed Kercher to death. When Knox signed the confession, the interrogators all started hugging one another.

The most remarkable thing about Knox's account of the interrogation is that, even as she signed her confession, she didn't realize that she was a suspect. "I know that sounds utterly moronic," says Paxton, "because it is utterly moronic. But she actually, genuinely, was that naive."

On November 6th, the police announced that the killers had been found, and arrested the young couple. Both Knox and Sollecito, whose shoe print the police initially believed matched one found at the scene, have been in jail ever since. A strange twist occurred, however, two weeks after the confession, when the forensics lab reported the results of its examination. The DNA evidence and fingerprints on the crime scene did not match Knox, Sollecito or Lumumba, but instead a fourth person.

Rudy Guede didn't have a criminal record, but he had been accused of several local burglaries. Only five days before the murder, he had been arrested in Milan after breaking into a nursery school. The Milan police had released Guede without charge — a murky scenario that has given rise to rumors that Guede was a police snitch and being protected.

Guede, who had been friends with the boys who lived downstairs from Knox and Kercher and had met the girls in passing, fled the country after the murder. When the bloody fingerprints in the cottage were identified as his, Guede became the subject of an international manhunt. He was apprehended in Germany the next day and admitted to being at the murder scene, but he claimed Kercher was killed by a mysterious intruder. Guede told the police that Knox and Sollecito were not involved. The young lovers believed that Guede's arrest and statement would destroy the case against them, but the prosecutors simply slotted Guede in the place of Lumumba, who had a solid alibi — he was seen bartending at Le Chic all night.

Mignini developed a new theory: Knox had made a date with Guede to party back at the house on Via della Pergola, and Sollecito tagged along. The three revelers encountered Kercher, and the girls began fighting; the boys, both trying to impress Knox, held Kercher at knife point. Guede molested her. There then follows what Mignini acknowledges to be un missing scene, which ends with Kercher's murder.

Knox and Sollecito were not formally charged until a year after their arrests. The prosecution's case leaned heavily on two pieces of evidence. Kercher's bra clasp — which was not retrieved until 47 days after the murder, by which point it had been moved across the room and lay in a pile of debris — had tested positive for trace amounts of Sollecito's DNA. (Sollecito's lawyers allege contamination.) And a knife, selected at random by a detective from Sollecito's kitchen drawer, tested positive, albeit at extremely low levels, for Kercher's DNA.

Lumumba sued Knox for damages. "She's empty — dead inside," Lumumba would later say. "Everything that comes out of her mouth is a lie." Today, from prison, Knox says that there is nothing she regrets more than implicating Lumumba. She is still ashamed that she wasn't stronger during the interrogation, but at the time it never occurred to her that the police might manipulate and lie to her.

The confession, in violation of Italian police policy, was not recorded — an odd lapse given the intense efforts made previously to document everything Knox said or did. Yet in the court of Italian popular opinion — the highest court in the land, since jurors are not sequestered — the confession remains the single most damning piece of evidence. When I asked Perugians why they thought Knox had been involved, they never mentioned physical evidence or a motive. She admitted to it, they said, shaking their heads.

She signed a confession.

Amanda Knox's appeal trial is now in its eighth month, and Knox's family is warily optimistic. So, it seems, is Knox. In a recent letter to Paxton, Knox drafted a list of things she wants to do if she is released: work for the Innocence Project, serve as a translator and be "a mom."

There was also a second list: what she would do with her life if her appeal failed. This list was more vague. Though Knox received a sentence of 26 years, she calculates that she will be released by the time she's 40, if you take into account time off for good behavior. This seems a reasonable prediction for an inmate whom prison guards have nicknamed "Bambi." Knox seems determined to use prison as a comparative-literature graduate program. She continues to study Italian (which she now speaks fluently, with occasional sallies into jailhouse vernacular), reading textbooks from cover to cover three times each. She has also become proficient in German and French, and is studying Japanese, Chinese and Russian. She is devouring the Western canon, and lists in her journals each book she completes. She has become something of a specialist in Existentialism (Nietzsche's Beyond Good and Evil, Sartre's No Exit and Nausea), Magical Realism (Calvino, Borges, Eco), Absurdism and Despair (Vonnegut, Beckett, Woody Allen, Kafka).

I experienced absurdism and despair firsthand on the morning of Saturday, May 21st, when the Knox/Sollecito appeal resumed in Perugia after a hiatus of eight weeks. It seemed the point of this court session was to determine how long a hiatus should be taken until the next court session. These long breaks have been a hallmark of the Knox/Sollecito trials. Due to Italy's severe passion for holidays — religious holidays, vacation holidays, lunch holidays — the first trial never met more than three times a week. But during the appeal, the pace has cooled off considerably. Now they only meet on Saturday mornings. This is because the Sollecito family has hired the prominent lawyer Giulia Bongiorno, who is the president of the justice committee in the lower house of Parliament. Italy permits its politicians to pursue outside employment, but Bongiorno can only attend the trial on weekends, when Parliament is not in session. A driver in an armor-plated truck, provided by the Italian government, zips her from Rome to Perugia for each court date.

It is immediately clear that Bongiorno is the best lawyer in the room. It's not even close. ("Nobody here's good at their job," says Frank Sfarzo, a local blogger who has followed the trial more obsessively than anyone. "If they were, they wouldn't be in Perugia.") While the provincial lawyers on either side primp and propound, Bongiorno leaps up from the counsel table to deliver concise, forceful laments. She is the only lawyer in the room who seems appalled by what she is witnessing. After the session, she provides the reporters with cogent digests of the day's trial. Then the door of the armor-plated truck opens, and she is whisked back to Rome.

The Italian system, despite its many celebrated inefficiencies and inanities, is not all bad. The Italian appeal process, for instance, is more lenient than the American model. In Italy, the appeals judge is allowed to retry the entire case. To the enormous relief of the Knox family, Judge Claudio Hellmann began the appeal with an assertion of reasonable doubt. "The only thing we know for certain in this complex case," he declared, "is that Meredith was murdered."

Hellmann ordered new analyses of the DNA tests by independent experts — a request that was refused, for no particular reason, during the original trial. There have been indications that the readings on the knife and the bra clasp will be ruled too weak to satisfy international forensics guidelines. If this is what the independent experts conclude, the Knox team anticipates a full acquittal.

Italian observers are skeptical. The Italian judicial system is carefully designed to ensure that no one is penalized or shamed egregiously. As in Italian politics, everyone gets a little something. The initial criminal trial is closer to an inquisition, and favors the prosecution. Sentences tend to be harsher than merited. But that is because the trial is merely a prologue to the mandatory appeal, which often results in a reduced sentence.

The lack of physical evidence is not the only flaw in the prosecution's scenario. There is also no motive. But the alternative scenario — that Rudy Guede acted alone — is not entirely convincing either. Guede was a petty crook who carried a knife, but he had never committed a violent crime. He was a nuisance around town, hitting on student girls, but an amiable one. He had lots of friends, including the four boys who lived downstairs at Via della Pergola. Why would he sexually assault and murder Meredith Kercher?

There are many theories, but the most persuasive scenario goes as follows:

Guede stakes out the cottage after dark. He breaks into the girls' apartment and makes himself comfortable. He swigs orange juice from a carton he finds in the refrigerator — he had a spicy kebab for dinner — and then uses the bathroom. While he's on the can, Kercher enters the apartment, locking the door behind her. Guede is trapped. He can't exit through the window without alerting Kercher, and he can't use the front door, because you need a key to open the lock from the inside. (Kercher's keys would be stolen, along with cash, credit cards and phones.) Guede rises from the toilet without flushing, so as not to make a noise. He walks to Kercher's bedroom. Perhaps he tries to explain himself — "Sorry, the door was open, I let myself in, I'm a friend of Giacomo's downstairs" — or perhaps she starts screaming before he can speak. He grabs her by the mouth (there were bruises on Kercher's face) and threatens her with the knife. He assaults her and, realizing that Kercher can identify him, he panics and kills her. The missing scene.

During his appeal process, Guede, who had been convicted in a separate trial of murdering Kercher and sentenced to 30 years, changed his story multiple times. In a final reversal, he claimed that he was at the murder scene with Knox and Sollecito, and the judge reduced his sentence to 16 years. This hurt Knox and Sollecito's chances on appeal. If Judge Hellmann decides to acquit, he will not only defy the judge of the first trial, but also the judges who concluded that Guede, Knox and Sollecito acted together. The system is designed to thwart such embarrassments. The pressure on the judge is especially high in a case that has brought international disdain to the entire Italian judicial system. This is why many Italians expect Hellmann to follow the precedent set by Guede's case, and reduce Knox's and Sollecito's sentences each by eight years. Italian honor would be preserved, and with time off for good behavior, Knox would be released in time to be a mom.

There were heated arguments that Saturday at the Perugian court, but not about forensic evidence. As the judge read out dates — all Saturdays, to appease Bongiorno — lawyers on either side objected. "That's a holiday weekend," said one. "I have a wedding that day." Knox, in black slacks and a silk blouse the color of eggshell, sat erect at her desk, occasionally bending over to scribble furiously, like an attentive student in lecture hall. On her entrance, she had appeared uncertain, fragile, scared. The reporters muttered that she had lost weight; the blouse hung loosely over her frame. When she sat down she had forced herself to take a deep breath.

Sollecito, who sat 10 feet away, no longer resembles Harry Potter. Men's prisons in Italy are not so forgiving. He has shaved his head and has added muscle on his shoulders, arms, back. He smiles bitterly at his lawyers and has a cold gaze. He has begun to look like a convict.

The jurors, who wear tricolor sashes, sat impassively beside the judge. They appeared tired, impatient. One distractedly toyed with his iPhone in plain sight, checking messages and typing into the keypad.

But then there is a sudden commotion, and a shock, almost visceral, goes through the room. Knox has stood up. The press rushes forward to the bar. With her back stiff and her hands clasped before her, she begins to speak in tentative, tremulous Italian. At several points she pauses, struggling to compose herself. "For more than three and a half years, I have been in prison as an innocent person," Knox says. "This has been extremely frustrating for me. It has been draining. I don't want to remain there, unjustly, for my entire life... I recall the beginning of this whole thing, when I was free... I think of how young I was then, how I didn't understand anything..."

Here was a striking contrast. On one side, the airy pomposity of the country lawyers, adding delay upon bureaucratic delay, ensuring that the prisoners will stay in their concrete cells all summer (Italian courts don't meet in August, and often don't return until mid-September). And on the other side, an expression of raw human suffering. Everyone in court — even the tabloid reporters — seemed shaken.

Everyone except the jurors. They looked completely unmoved. It was as if they couldn't understand a single word that Amanda Knox was saying.

This story is from Rolling Stone issue 1134/1135, available on newsstands and through Rolling Stone All Access on June 24, 2011.

Montag, 10. Oktober 2011

von bändern und magnaten

das hätte ich mir auch denken können: die aufzeichnungen der ersten vernehmung der knox als tatverdächtige (siehe unten, dort, wo sie alles "gesteht", bevor sie das "geständnis" am nächsten tag wieder zurückzieht) gibt es natürlich nicht.

im ersten prozess sagte ein beamter aus, die bänder seien gelöscht worden. was natürlich illegal ist. so, wie die tatsache, dass kein anwalt anwesend war (illegal), kein übersetzer (illegal), der beschuldigten wasser, essen, schlaf und der toillettengang über 14 stunden verwehrt wurde (illegal). dass diese aussagen nicht vor gericht verwendet werden dürfen, hat dann auch das oberste gericht entschieden. leider hatte der staatsanwalt die essenz der befragung bereits diversen presseorganen zugespielt und sie damit in die welt gesetzt (natürlich illegal).

vor dem obersten gericht hat die behörde übrigens die story umgeschrieben. nicht gelöscht worden seien die bänder, sondern erst gar nicht aufgezeichnet habe man. ersteres ist definitiv illegal und strafbewehrt, letzteres eine "schusseligkeit" - hey sorry, hamwa vergessen, tut uns leid. ein schelm, wer böses dabei denkt...

die aufzeichnung der befragung der knox wäre nach italienischem recht zwingend gewesen, man hätte dann nämlich all die vorwürfe (folter, psychischen druck, schläge, lügen, tricksereien, unterstellungen und unterschiebungen) seitens der nun frei gesprochenen widerlegen können.

das kann man nun nicht mehr...

zu der ominösen befragung, deren ergebnisse ja die einzigen indizien sind (nachdem die äusserst spärlichen dna spuren vom richtertisch sind) kann man sich hier genauer informieren.

und dann ist da noch der blog eines perugianer journalisten, dessen website per ordre de mufti, von mignini himself, zeitweise abgeschaltet wurde. wie so oft wird erst die anweisung migninis ausgeführt, sei es die schliessung eines blogs oder die inhaftierung eines vermeintlichen delinquenten, bis dann ein unabhängiger richter in der nächsten instanz - was auch schon mal 4 jahre dauern kann - die hirngespinste des satanistenexperten in die tonne tritt. und so arbeitet mignini seit über 30 jahren, unbehelligt von der justiz, denn die ist er selbst, wie die vielen anderen fälle, an denen er mitgewirkt hat, zeigen.

neben knox und sollecito gab es da rund 30 weitere, die erst unter mignini verknackt, dann aber freigesprochen wurden. die quote dieses ermittlers ist erschütternd. ich werde auf diesem blog in kürze mehr zu diesem "richter" mignini zusammentragen.

DANGEROUS CRIMINALS PROSECUTED BY MIGNINI

Mario Spezi arrested by Mignini. He was innocent.
Francesco Calamandrei prosecuted by Mignini. He was innocent.
Ugo Narducci prosecuted by Mignini together with 21 other people! They were all innocent.
Patrick Lumumba arrested by Mignini. He was innocent.
Amanda Knox arrested by Mignini. She was innocent.
Raffaele Sollecito arrested by Mignini. He was innocent.
Brigitta Cocsic arrested by Mignini. She was innocent.
Cardinal Michele Giordano prosecuted by Comodi. He was innocent.

They were all acquitted or not even admitted to trial, along with dozen of journalists sued for defamation by Mignini.

And these are just the cases we know….

Freitag, 7. Oktober 2011

die ganze wahrheit

und jetzt die wahrheit zu dem, was passiert ist:

die knox ist in der tatnacht bei sollecito, sie rauchen einen joint, haben sex und guggen danach dvd und pennen ein. die handies sind aus, der pc ebenfalls. am nächsten morgen kommt sie heim und findet ihre ermordete wg genossin.

aber da muss ein normaler mensch doch hellhörig werden. drogen! sex! dvd's! da kann man was draus machen, hübsches mädchen, ausländerin, brutaler mord. das MUSS eine satanistengang sein, die das arme opfer geopfert hat, für ihre rituellen gewaltsexorgien! also ich würde da auch sofort als erstes drauf kommen. und DANN wird aus der sms mit "cylater" schnell mal eine verabredung zur okkulten blutmesse in der gleichen nacht.

man braucht dazu nur jemanden, der nicht entschieden genug widerspricht. eine 20jährige ausländerin, naiv, der sprache nicht richtig mächtig, auf der polizeistation, 14 stunden ohne anwalt, übersetzer oder beistand, völlig alleine, 3 agressive beamte, die sie in die mangel nehmen und fertig machen. die jungs kriegen mafiabosse klein, sie pissen dem ministerpräsidenten und nationalen obermogul ans bein. jede wette, dass die aus einer naiven austauschstudentin heraus bekommen, dass sie einen satanistenring leitet.

nur leider hatte der dritte und von knox mittelbar beschuldigte ein wasserfestes alibi. man greift einen neuen dritten auf, rudi guede, der zweifelsfrei in der mordnacht am tatort war und an dem geschehen teilgenommen hat. einziges "problem": er kannte weder knox noch sollecito. keine sms, keine anrufe oder emails zwischen den dreien. da fällt die verabredung zum satanistischen ritualsexmord doch arg schwer und damit als motiv und hergang weg.

bleibt also sexorgie. is ja oft mit gewalt und spontan und so... also zufälliges treffen der drei im perugier nachtleben, man einigt sich schnell, fährt nach hause, um den spontanvierer komplett zu machen, aber dann will die frigide britenzicke nicht. also mit gewalt. sexorgie reloaded mit sollecitos ritualmessern (die man im zweifel auch als herkommliches messerset für hobbyköche interpretieren könnte, wenn man denn zweifel an der ritualmordtheorie hätte). am ende ist eine frau tot, ein tatbeteiligter kurzzeitig auf der flucht und zwei weitere (darunter die mutmassliche mörderin) tun so, als wäre nichts passiert. das MUSS doch verdächtig sein.

und dann war da noch der "streit" zwischen den beiden mitbewohnerinnen, es ging um die miete, 300 euro. deshalb musste die krecher sterben. weil die böse blonde mit den eisaugen es so wollte! die 300 euro brauchte sie, um ihre "drogensucht" zu finanzieren, den joint hatte sie schliesslich zuvor zugegeben.

und jetzt hat ein gericht geurteilt: nöö, die geschichte mit der spontanen gewaltsexorgie, hmm naja, also, das klingt nich sooo dolle. stattdessen hält das gericht fest: sehr wahrscheinlich waren die wirklich bei s. zuhause und haben gekifft, gevögelt und film geschaut. und wenn ihr wissen wollt, was wirklich war: fragt den guede, denn DER war dabei. einziges problem: der hatte einen deal. verurteilung nur wegen beihilfe zum mord, wenn er die knox und den s. belastet. was er getan hat und wofür er einen discount von 10 jahren auf seine haftstrafe bekommen hat. der guede wird aber kaum die wahrheit sagen und bei seiner story bleiben.

und die geht so: er, der arbeitslose kleinstkriminelle und ziemlich schmuddelige drogendealer, der nie geld aber dafür gerne mal ein messer dabei hatte, wenn er abends weg ging, rudi guede also habe sich mit dem späteren opfer gedated, sie hatten direkt am ersten abend einvernehmlichen sex. danach hatte er erstmal eine sitzung im bad, wobei er laute musik auf dem ipod hörte, so dass er die todesschreie im benachbarten zimmer nicht hören konnte. als er fertig ist, kommt er zurück ins zimmer, findet die ermordete in ihrem blut liegend vor, während er die silhouette eines mannes aus dem haus verschwinden sieht. da gerät er in panik und rennt weg (und flieht nach deutschland, wo er aufgegriffen und ausgeliefert wird).

während einer vernehmung durch ermittlungsrichter mignini präzisierte er seine aussage. es seien auch knox und sollecito im haus gewesen. als er im bad war, müssen die beiden die kercher ermordet haben, wegen des streits um die miete, das hatte ihm die kercher noch gesagt. als er vom bad kommt, sieht er die tote, während solecitto aus dem haus rennt. er gerät in panik usw usf.

das findet die anklage recht vernünftig und glaubwürdig, besonders das mit knox und solecitto. und dass guede die sexorgie nicht zugeben will, naja, das kann man ja verstehen. klar ist jedenfalls: er war dabei, aber er hat nicht gemordet. denn das war die knox, mit solecittos messer, im rahmen einer gewaltsexorgie.

dass dafür die beweise fehlen, macht der staatsanwalt durch geschickten umgang mit der presse wett, womit er die öffentlichkeit auf seine seite bekommt. den lesern reichen folgende schlagzeilen, um sich ein bild zu machen.

- knox ist sexbesessen und steht auf schläge (ergo: gewalt) beim sex (aus dem tagebuch der knox)
- sollecito sammelt ritualmesser und ist der knox hörig
- sie hört satanistische musik (marilyn manson)
- sie hat im "verhör" gelogen
- guede belastet die beiden

entlastendes material aus den ermittlungsakten kenne ich jedenfalls nicht aus der presse (nur aus dem öffentlichen gerichtsverfahren).

Dienstag, 4. Oktober 2011

sexorgie reloaded

jetzt, wo amanda knox frei und heimgereist ist, wird es zeit, die geschichte so zu erzählen, wie sie wirklich war.

zur erinnerung: hier der orginalaritkel von 2008 - satanistengang ermordet junge frau in okkultem sexdrogenorgienspiel! am ende bekam sie 26 jahre wegen mordes.

das revisionsgericht hat ihr nun einen glatten freispruch zugestanden. kein freispruch "aus mangeln an beweisen" (wie das zdf durchgehend falsch meldet). kein "wir-haben-da-zweifel" oder "in dubio pro reo". kein lavieren. nein, einfach nur: "die waren es nicht, die waren nicht mal dabei..."

das trifft natürlich all jene, die schon immer genau wussten, dass die perverse kleine eisaugen-sau unschuldige studentinnen aus okkulten gründen beim gruppensex abmurkst, denn so stand es in der zeitung. die artikel sind dabei größtenteils auf der basis von der presse zugespielten ermittlungsergebnissen entstanden.

normalerweise dürfen ja nur die anwälte in die ermittlungsakten gucken, in italien ist es aber gang und gäbe, dass ermittlungsrichter mit gezielter durchstecherei (immer wieder gerne: die protokolle abgehörter telefonate) die öffentliche meinung beeinflussen. und so wird jede redaktion mal hier mal da mit "exklusiven ermittlungsergebnissen" gefüttert und gefügig gehalten - und die basteln an der irren horrostory gierig mit.

fassen wir die fakten nochmal zusammen: die blauäugige und promiske amanda knox wird dank der veröffentlichung ihrer intimsten tagebucheintragungen schnell zum "engel mit den eisaugen". eisaugen! im katholischen italien sind blauäugige wohl sowas wie vom teufel besessene, satans erfüllungsgehilfen, die boten des bösen. da sie auch noch marilyn manson hört ("antichrist superstar") und wie die fleisch gewordene versuchung christi daher kommt (kurze röcke & strapse, uhh!), ist die sache für die yellowpress und deren leser klar. blöser blick und so, wenn die schief guckt, verdörren die felder und unsere kinder müssen alle verhungern.

jeder in italien (und in england) wusste dank ausgiebiger presseberichte, dass sie sexuell unersättlich ist, sie wurde beim kauf von reizwäsche beobachtet, brachte ständig männer nach hause (auch diese information kommt direkt vom schreibtisch des anklägers) und träumte von sex im zug mit fremden.

so einfach ist das: blaue augen, ein bischen casual sex und ein ankläger, der die medienklaviatur beherrscht. schon gibt es einen fall amanda knox. dass dabei der wahre mörder und ggf. seine komplizen mehr oder weniger ungestraft davon kommen, muss als kollateralschaden angesehen werden. mit der berichterstattung über diese satanistenmassensexmordparty hatten die leser jedenfalls mehr spass als bei einer profanen vergewaltigung mit anschliessendem mord.

der "verdacht" beruht fast ausschliesslich auf den "geständnissen" während der ersten vernehmung. 14 stunden am stück ohne anwalt und übersetzer. die knox hatte es in einer gerichtlichen anhörung mal geschildert. es gibt keinen grund ihr das nicht zu glauben (ihre augen sprechen jedenfalls nicht dagegen!):

gehen wir mal davon aus, dass sie da die wahrheit sagt (was sie aber nicht darf, denn für die verbreitung der aussage, ihr sei von einem ermittler mit der flachen hand "auf den hinterkopf gehauen" worden, wurden bereits journalisten und die eltern der knox in italien wegen "beleidigung der jusitz" zu geldstrafen veruteilt. einen beweis oder zeugen hat sie schliesslich nicht, dennoch halte ich es für wahrscheinlich).

After the discovery of Meredith, I had spent days in cooperating with the police, to try to just give as much information as I could.

The day of the fifth, I wasn't called to the Questore. Raffaele was called, but I decided to go with him, to keep him company, but also because I was scared to be alone.

When I was there, I had just planned to wait, but the police came into their waiting room and wanted to talk to me more about what I knew, people that I knew who had come to my house. I gave them phone numbers and -

After that, they moved me into another room and started asking me the same questions, what I had done that night, asking me - for times, exact time periods, exactly what I did. It was difficult for me because it was in the middle of the night that we had been called. I was very tired. And I was also quite stressed out.

They kept asking me the same questions, time periods - exactly sequences of actions and I did my best, to give the same information over and over and over again.

At a certain point, the police began to be more aggressive with me.

They called me a liar and - of all the things that I had kept saying, over and over again, they said that I was lying. They said that.

They threatened that I was going to go in prison for 30 years because I was hiding something. But I - but I felt - I felt completely stressed out, blocked, because I wasn't lying. I didn't know what to do.

Then they started pushing on me the idea that I must have seen something, and forgotten about it. They said that I was traumatized.

I didn't understand. I became really confused. I tried to - re-express, re-explain what I had done - the fact that I didn't have to go to work. At that point, they - I gave them my phone so they could see that I didn't have to - because I received an SMS, and for that reason, they kept repeating to me that I was lying. I was confused.

So, what ended up happening was the fact that I had been pressured so much, and I was hit in the back of the head by one of the police officers who said she was trying to make me - help me remember the truth.

I was terrified, because I didn't know - I - I didn't know what to do anymore.

And so what ended up happening was they said they take me to jail, and I'm - because of all this confusion, they kept saying, "You sent this thing to Patrick. We know that you left the house. We know." I just said his name. It wasn't because I was trying to say anything. I just said it because they were…

After that - at a certain point, I asked if I should have had a lawyer. And they said that it would have been worse for me.

So they asked me to make declarations about what I remembered, but I told that I didn't remember anything like this.

Because I was confused. What I remembered was different from what they were asking me to say.

They asked me for details, and I didn't have details to give them, so they just asked me questions that I just responded as -

I was stressed, so what I - what, in that moment that I was trying to think of something else - my memories of just random events, of seeing Patrick, for instance, one night, or…

I wrote these memorials that everyone's putting so much pressure on - only because I wanted to express the fact that I was confused. I felt like no one was listening to me anymore, and so I wrote these to express the fact that I wasn't for sure about anything anymore.

I want to stress the fact that I'm innocent. Meredith was my friend, and I could never have hurt her. I'm not the person that the prosecutor says I am.


nun darf man in italien sowas nicht sagen, wenn man es nicht beweisen kann, weil es den ermittlungsbehörden unterstellt, dass sie unsauber arbeiten, druck ausüben, psychisch, physisch, dass sie den befragten dinge insunieren (zum beispiel: "wir wissen, dass du dich in der tatnacht mit patrick getroffen hast" - "nein" - "du lügst" - später hiess es dann, sie habe den mann schwer belastet - weil sie nicht entschieden widersprochen habe, jedenfalls nach 13 stunden nicht mehr) und dass die ermittler vorgeben, was sie hören wollen.

und das ist eine beleidigung der justiz und strafbar. ich würde mir wünschen, dass die verhörprotokolle, bzw aufzeichnungen jener marathon-vernehmung an die öffentlichkeit gelangen. das wäre dann möglicherweise ein beweis. bei der durchlässigkeit der justizpalastmauern sollte das doch wohl kein allzu frommer wunsch sein...

Freitag, 16. September 2011

erdogans hilfsflotte

man kann der türkischen regierung nicht vorwerfen, sich in zeiten der arabellion aussenpolitisch neu positionieren zu wollen. dass man das aber im rahmen einer antiisraelischen kampagne macht, hingegen schon. zumal die israelis der türkei bei der niederschlagung der kurdischen rebellion eifrig geholfen haben (zum beispiel durch ein drohnen-leasing-geschäft).

analog, so würde man meinen, täte die türkei gut daran, israel bei der niederschlagung der andauernden hamas "rebellion" zu helfen (die ja eigentlich auf "treibt de joden ins meer" abzielt und weniger auf einen eigenen staat). aber das gegenteil ist der fall: der staat, der seit jahrzehnten die kurden unterdrückt (und zwar weit übler als die israelis die palis) und den völkermord an den armeniern nicht nur leugnet, sondern dessen erwähnung sogar unter strafe stellt, ist der lauteste promoter eines palestinensischen staates.

aber so ganz leuchtet mir das nicht ein (abgesehen davon, dass die türkei damit natürlich bei den antisemi... äh antizionistischen arabern punkte sammelt). statt zu fordern, die palestinensische flagge vor der uno wehen zu lassen, könnte erdogan doch mal die kurdische flagge vor der UN wehen lassen. das stünde nämlich in seiner macht. oder er könnte den kurden die gleichen rechte geben, wie die israelis den palestinensern. das wäre doch mal ein anfang.

umgekehrt sollte sich israel mal überlegen, ob man nicht die kurden unterstützen sollte. mit dem gleichen recht, mit dem die türkei die palis unterstützt. und mit den gleichen mitteln. also ein paar türkenhasser in einem schiff mit abgelaufenen medikamenten nach izmir schicken, bzw hilfsgüter über kurdistan abwerfen. und wehe die türkei beschwert sich oder greift das friedensflottillchen gar an. rechtlich dürfte sie das zwar (so wie die israelis die gaza flottille aufbringen durften), aber moralisch ginge das natürlich gar nicht.

die ironie dabei ist, dass durch die eskalation der krise mit israel, nun der kampf gegen die kurden schwieriger wird. denn wenn die israelis keine drohnen mehr liefern und die amis keine satellitenbilder kurdischer ausbildungslager, dann ist die türkei auf sich selbst angewiesen, bzw. auf den iran, der ebenfalls die kurden militärisch bekämpft. was passiert, wenn die syrer "ihre" kurden angreifen sollten? dürfen die sich dann auch auf türkisches gebiet zurückziehen? oder dürfen das dann nur nichtkurdische syrer? und was passiert, wenn die amis aus dem irak abziehen? im norden haben die kurden schon beinahe-autonomie. was, wenn die dann den staat kurdistan ausrufen würden, auf türkisch-syrisch-irakisch-iranischem gebiet? die herren dieser länder wären sicher hochentzückt.

wie dem auch sei: erdogan dürfte hier ein strategischer fehler mit weitreichenden folgen unterlaufen sein, bei dem niemand gewinnen kann. man darf also gespannt sein, ob die populistische hilfsflotte irgendwann wieder zurück rudert...

Freitag, 29. Juli 2011

oslophobie

als vor ein paar jahren zwei irre an der columbine highschool ein massaker begingen, da waren die religiösen mit schuldzuweisungen schnell zur hand: marilyn manson, der religionskritische schockrocker (haha) war den hardcorechristen schon immer ein dorn im auge. ähnlich wie bei den von broder & co. kritisierten religiösen, konnten die nie seinen beissenden spott ertragen. und bei der ersten gelegenheit hat man ihm die mitverantwortung für das massaker unterschieben wollen.

aus sicht der amerikanischen christusgläubigen war manson das gleiche wie für mohammedaner heute der broder. ein kritiker, ein hassprediger, der den attentätern den weg bereitet hat, ein christophober/islamophober hetzer.

naja, erstaunlich ist eigentlich nur, wie viele das dann am ende auch noch glauben...

die islamophobie und ihr kind

bei manchem dürften die sektkorken geknallt haben, als die nachricht der attentate in norwegen bekannt wurden.

erst war da der vor-ort-experte auf n-tv (ein gar nicht so friedlicher friedensaktivist), der sich kurz nach dem ersten anschlag zusammenreimte, dass dieses zweifellos islamistische attentat in oslo ja wohl völlig zu recht die passende antwort auf die politik norwegens sei, das in afghanistan unschuldige muslime töten würde. als der moderator dem entgegenhielt, die norweger seien gar nicht in afghanistan, jedenfalls nicht mit kämpfenden truppen, folgte die volte: ja, doch, die norweger töten muslime, und zwar in libyen, schliesslich sind die bomberpiloten der norwegischen luftwaffe eliteeinheiten, die sogar gaddhafis töchter ermordet hätten. kurz danach wurde es selbst n-tv zu bunt und man schaltete den vogel (dessen name mir leider entfallen ist: schmidt, oder schmohl, wie in "hohl", oder so ähnlich) weg, als klar wurde, dass es kein islamistisches attentat sondern ein norwegischer amoklauf war.

und ab da dürften gleich noch mehr sektkorken geknallt haben, denn wenn ein antiislamistischer christenterrorist sozialdemokraten meuchelt, dann doch wohl nur, weil er von gewissen - islamophoben - kreisen seit jahren dazu angestachelt wurde. das ist für manch ein hirn nicht nur logisch, sondern auch noch praktisch. schliesslich befinden sich die apologeten des gescheiterten multi-kulti-eierkuchens in letzter zeit arg in der defensive angesichts immer offenkundiger werdenden problemen bei immigration und integration. nun ist also endlich die zeit gekommen, um zurückzuschlagen und rechnungen zu begleichen.

und so finden sich leute wie wilders, de winter, hirsi, celek und sogar broder auf der liste der verantwortlich zu machenden. eine liste, die der attentäter praktischerweise selbst im rahmen eines inhaltlich dünnen aber dafür sprachlich voluminösen rechtfertigungsmanifestes mitgeliefert hatte.

die toten sind noch nicht unter der erde, der erhob sich schon der tsunami der empörung über all jene, die offen und ehrlich sagen, was sie denken, nämlich dass der islam eine aggressive machtpolitische agenda auch in nicht islamischen ländern verfolgt. dass der islam nun mal stehe für unterdrückung der frau, fehlende gleichberechtigung, das töten von schwulen und lesben als perverse feinde gottes. eine religion, die eine gesellschaftsform befördert, die keine presse-, religions- und meinungsfreiheit - und demokratie schon gar nicht - zulässt.

all das hat der islam übrigens mit der katholischen kirche gemein.

der unterscheid aber ist entscheidend. die katholische kirche wurde von der macht gedrängt, in jahrhunderten des kampfes gegen die diktaturen der unproduktiven priesterkasten europas des spätmittelalters, nach einer langen zeit der säkularisierung, der abnabelung vom (aber)glauben, der herausbildung von demokratie und menschenrechten, die ein säkularer staat, dessen regierung vom volke gewählt wird, schützen muss. selbst in katholischen ländern wie italien oder spanien, wo die kirche traditionell gesellschaftlich stark verankert ist, werden staat und kirche klar getrennt. mit vorrang des erstgenannten. all das hat es im und für (bzw. gegen) den islam nicht gegeben (die türkei mal ausgenommen). der islam tritt immer noch als teil oder gar (wie im iran) als konstituierendes element der gesellschaft und des staates auf.

wie es zugeht in einem islamischen staat, kann man in ebenjenem iran sehen. zwar nur mit mühe, weil journalisten per se verbrecher sind und eingesperrt und gefoltert werden, aber dank mutiger menschen, die unter einsatz ihres lebens informationen aus diesem "closed-shop" herausschmuggeln.

und damit sollte jedem klar sein: solange der islam die gleich rolle inne hat wie die katholische kirche vor 500 jahren, kann er von vernünftigen menschen nicht akzeptiert werden. dass man den machtanspruch der mullahs und der imame kritisert, ist nicht nur erlaubt, es ist auch richtig und wichtig, inbesondere weil es gilt, die unschuldigen opfer dieses machtapparates vor einer verfolgung zu schützen. der hinweis auf den umgang der religion (sei es nun islam, christentum oder judentum) mit minderheiten, zb schwule und lesben ist nicht islamophob. wobei selbst dieses wort unsinnig ist, denn jeder, der von islamisten oder einigen muslimen mit dem tode bedroht wird (juden, frauen, die nach westlicher art leben, schwule, aber auch kritische autoren, karikaturenzeichner, filmemacher, etc) hat doch allen grund für eine phobie.

dass die von katholischen priestern in ihrer jugend vergewaltigten menschen ein problem mit der katholischen kirche haben, macht sie eben noch nicht zu tätern oder beföderern von massenmorden. sie bleiben die opfer einer machtstruktur, die sich immer noch gegen das säkulare recht abzuschotten weiss und mit einer eigenen gerichtsbarkeit aufwartet. wieviele der vergewaltigungspriester mussten sich vor einem ordentlichen zivilen gericht für ihre taten verantworten? ebenso wenige, wie die vergewaltiger von frauen in islamischen ländern, wo vergewaltigungen von regimegegnern und unislamisch gekleideten frauen zur staatsräson gehören (und von geistlichen ausdrücklich gerechtfertigt werden - damit die täter kein schlechtes gewissen haben müssen).

dass jemand 90 sozialdemokraten umbringt, nur weil ein jude laut übers auswandern nachgedacht hatte, weil er sich vom deutschen staat und seiner gesellschaft nicht ausreichend vor dem antisemitischen und homophoben mob geschützt fühlt, ist ein kaum rationaler und noch weniger ein logischer gedankengang.