Dienstag, 4. Oktober 2011

sexorgie reloaded

jetzt, wo amanda knox frei und heimgereist ist, wird es zeit, die geschichte so zu erzählen, wie sie wirklich war.

zur erinnerung: hier der orginalaritkel von 2008 - satanistengang ermordet junge frau in okkultem sexdrogenorgienspiel! am ende bekam sie 26 jahre wegen mordes.

das revisionsgericht hat ihr nun einen glatten freispruch zugestanden. kein freispruch "aus mangeln an beweisen" (wie das zdf durchgehend falsch meldet). kein "wir-haben-da-zweifel" oder "in dubio pro reo". kein lavieren. nein, einfach nur: "die waren es nicht, die waren nicht mal dabei..."

das trifft natürlich all jene, die schon immer genau wussten, dass die perverse kleine eisaugen-sau unschuldige studentinnen aus okkulten gründen beim gruppensex abmurkst, denn so stand es in der zeitung. die artikel sind dabei größtenteils auf der basis von der presse zugespielten ermittlungsergebnissen entstanden.

normalerweise dürfen ja nur die anwälte in die ermittlungsakten gucken, in italien ist es aber gang und gäbe, dass ermittlungsrichter mit gezielter durchstecherei (immer wieder gerne: die protokolle abgehörter telefonate) die öffentliche meinung beeinflussen. und so wird jede redaktion mal hier mal da mit "exklusiven ermittlungsergebnissen" gefüttert und gefügig gehalten - und die basteln an der irren horrostory gierig mit.

fassen wir die fakten nochmal zusammen: die blauäugige und promiske amanda knox wird dank der veröffentlichung ihrer intimsten tagebucheintragungen schnell zum "engel mit den eisaugen". eisaugen! im katholischen italien sind blauäugige wohl sowas wie vom teufel besessene, satans erfüllungsgehilfen, die boten des bösen. da sie auch noch marilyn manson hört ("antichrist superstar") und wie die fleisch gewordene versuchung christi daher kommt (kurze röcke & strapse, uhh!), ist die sache für die yellowpress und deren leser klar. blöser blick und so, wenn die schief guckt, verdörren die felder und unsere kinder müssen alle verhungern.

jeder in italien (und in england) wusste dank ausgiebiger presseberichte, dass sie sexuell unersättlich ist, sie wurde beim kauf von reizwäsche beobachtet, brachte ständig männer nach hause (auch diese information kommt direkt vom schreibtisch des anklägers) und träumte von sex im zug mit fremden.

so einfach ist das: blaue augen, ein bischen casual sex und ein ankläger, der die medienklaviatur beherrscht. schon gibt es einen fall amanda knox. dass dabei der wahre mörder und ggf. seine komplizen mehr oder weniger ungestraft davon kommen, muss als kollateralschaden angesehen werden. mit der berichterstattung über diese satanistenmassensexmordparty hatten die leser jedenfalls mehr spass als bei einer profanen vergewaltigung mit anschliessendem mord.

der "verdacht" beruht fast ausschliesslich auf den "geständnissen" während der ersten vernehmung. 14 stunden am stück ohne anwalt und übersetzer. die knox hatte es in einer gerichtlichen anhörung mal geschildert. es gibt keinen grund ihr das nicht zu glauben (ihre augen sprechen jedenfalls nicht dagegen!):

gehen wir mal davon aus, dass sie da die wahrheit sagt (was sie aber nicht darf, denn für die verbreitung der aussage, ihr sei von einem ermittler mit der flachen hand "auf den hinterkopf gehauen" worden, wurden bereits journalisten und die eltern der knox in italien wegen "beleidigung der jusitz" zu geldstrafen veruteilt. einen beweis oder zeugen hat sie schliesslich nicht, dennoch halte ich es für wahrscheinlich).

After the discovery of Meredith, I had spent days in cooperating with the police, to try to just give as much information as I could.

The day of the fifth, I wasn't called to the Questore. Raffaele was called, but I decided to go with him, to keep him company, but also because I was scared to be alone.

When I was there, I had just planned to wait, but the police came into their waiting room and wanted to talk to me more about what I knew, people that I knew who had come to my house. I gave them phone numbers and -

After that, they moved me into another room and started asking me the same questions, what I had done that night, asking me - for times, exact time periods, exactly what I did. It was difficult for me because it was in the middle of the night that we had been called. I was very tired. And I was also quite stressed out.

They kept asking me the same questions, time periods - exactly sequences of actions and I did my best, to give the same information over and over and over again.

At a certain point, the police began to be more aggressive with me.

They called me a liar and - of all the things that I had kept saying, over and over again, they said that I was lying. They said that.

They threatened that I was going to go in prison for 30 years because I was hiding something. But I - but I felt - I felt completely stressed out, blocked, because I wasn't lying. I didn't know what to do.

Then they started pushing on me the idea that I must have seen something, and forgotten about it. They said that I was traumatized.

I didn't understand. I became really confused. I tried to - re-express, re-explain what I had done - the fact that I didn't have to go to work. At that point, they - I gave them my phone so they could see that I didn't have to - because I received an SMS, and for that reason, they kept repeating to me that I was lying. I was confused.

So, what ended up happening was the fact that I had been pressured so much, and I was hit in the back of the head by one of the police officers who said she was trying to make me - help me remember the truth.

I was terrified, because I didn't know - I - I didn't know what to do anymore.

And so what ended up happening was they said they take me to jail, and I'm - because of all this confusion, they kept saying, "You sent this thing to Patrick. We know that you left the house. We know." I just said his name. It wasn't because I was trying to say anything. I just said it because they were…

After that - at a certain point, I asked if I should have had a lawyer. And they said that it would have been worse for me.

So they asked me to make declarations about what I remembered, but I told that I didn't remember anything like this.

Because I was confused. What I remembered was different from what they were asking me to say.

They asked me for details, and I didn't have details to give them, so they just asked me questions that I just responded as -

I was stressed, so what I - what, in that moment that I was trying to think of something else - my memories of just random events, of seeing Patrick, for instance, one night, or…

I wrote these memorials that everyone's putting so much pressure on - only because I wanted to express the fact that I was confused. I felt like no one was listening to me anymore, and so I wrote these to express the fact that I wasn't for sure about anything anymore.

I want to stress the fact that I'm innocent. Meredith was my friend, and I could never have hurt her. I'm not the person that the prosecutor says I am.


nun darf man in italien sowas nicht sagen, wenn man es nicht beweisen kann, weil es den ermittlungsbehörden unterstellt, dass sie unsauber arbeiten, druck ausüben, psychisch, physisch, dass sie den befragten dinge insunieren (zum beispiel: "wir wissen, dass du dich in der tatnacht mit patrick getroffen hast" - "nein" - "du lügst" - später hiess es dann, sie habe den mann schwer belastet - weil sie nicht entschieden widersprochen habe, jedenfalls nach 13 stunden nicht mehr) und dass die ermittler vorgeben, was sie hören wollen.

und das ist eine beleidigung der justiz und strafbar. ich würde mir wünschen, dass die verhörprotokolle, bzw aufzeichnungen jener marathon-vernehmung an die öffentlichkeit gelangen. das wäre dann möglicherweise ein beweis. bei der durchlässigkeit der justizpalastmauern sollte das doch wohl kein allzu frommer wunsch sein...

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