Sonntag, 19. Dezember 2010

sehr unappetitlich, das ganze

die von wikileaks anhängern "gehackte" staatsanwaltschaft in schweden leakt nun zurück. nicht, dass ich der meinung wäre, dass diese schmierengeschichte in irgend einer weise in die öffentlichkeit gehört, aber was will man machen: seit wikileaks die ebenfalls nicht in die öffentlichkeit gehörenden botschaftsdepeschen veröffentlicht hat, ist es um datenschutz und privatspähre schlecht bestellt.

die kompletten aussagen der beiden frolleins in sachen "vergewaltigung", bzw. "sexueller nötigung" liegen nun dem guardian vor. und das bild, das sich ergibt, bestätigt meine sehr geringe meinung über diesen julian assange.

natürlich gilt auch für assange die unschuldsvermutung, bis gegenteiliges bewiesen ist, aber wenn die geschichte so gelaufen ist - und die staatsanwaltschaft behauptet, dass sie zeugenaussagen für alle fraglichen punkte hat - dann erweist sich assange als ein lügner, der obendrein auch noch wikileaks missbraucht, um verschwörungstheorien in die welt zu setzen, die sein privates fehlverhalten, äh vertuschen sollen.

was soll man davon halten?

"man trachtet mir nach dem leben"

damit mag assange recht haben, allerdings sagt er nicht explizit, wen er damit meint.

seine anhänger verstehen die botschaft jedoch, da reicht ein blick in die kommentarspalten der zeitungen. die pösen amerikaner!

vermutlich bezieht er sich dabei auf das gebelle subalterner und abgehalfteter us-wadenbeisser, die ihn gerne an die wand stellen würden, wohl aber eher im übertragenen sinne, denn weder palin noch andere haben die macht dazu und würden sich ggf. strafbar machen, zumindest in den usa.

er selbst sieht sich ja als "journalist". das sei ihm unbenommen, führt aber letztlich dazu, dass man ihm und seinen anhängern als gegenargument die statistik entgegen halten kann.

durch die usa oder in den usa ermordete journalisten in den letzten 20 jahren: 1

ich musste lang recherchieren, unter anderem beim CPJ, um diesen einen fall zu finden, der aber "leider" nicht in die kategorie "von staatswegen oder durch sonstige oligarchen ermordete missliebige enthüllungsjournalisten" fällt.

dann wären da noch die zwei reuters journalisten, deren "ermordung" wohl eher auf ein versehen "in der hitze des gefechts" zurück geht. ironischerweise ist es genau das von wikileaks veröffentlichte video aus dem irak krieg, das den beleg liefert, dass die beiden einer verwechslung zum opfer fielen, so dass man in diesem zusammenhang eher von tötung denn ermordung sprechen muss.

also ist das weinerliche "man will mich umbringen" geschwurbel in bezug auf die amis doch etwas unfundiert.

ganz anders sieht es da in anderen staaten aus:

im rahmen des tschetschenienkrieges beispielsweise leben journalisten ungleich gefährlicher als herr assange. eine gute liste findet sich hier.

man muss in russland aber nicht nur über den tschetschenienkrieg berichten, um u.a. mit baseballschlägern totgeschlagen zu werden. auch enthüllungen über korruption, politik oder wirtschaftsthemen sind bei den mächtigen in russland ein grund, missliebigen journalisten "die lichter auszuknipsen".

näheres dazu hier!

es lohnt sich, die fälle anzuschauen, denn dann dürfte auch den größten assangefans und amerikahassern klar werden, dass deren idol in wirklichkeit ein idiot ist, der mit seinem lächerlichen geschwurbel das andenken der tatsächlich ermordeten und der wirklich gefährlich lebenden enthüllungsjournalisten beschmutzt.

wer sich die mühe machen will, findet hier ein paar links:

http://www.anstageslicht.de/index.php
http://cpj.org/
http://www.ifj.org/en
http://en.rsf.org/
http://www.freemedia.at/

fazit: herr assange ist nicht mehr als ein selbstverliebter verschwörungstheoretiker, der gerne ohne kondom vögelt und der guten sache leider einen bärendienst erweist.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

"wie eine mafia hinrichtung"

ein neuer zeuge ist im fall der buback ermordung aufgetaucht. er sagt aus, dass auf dem soziussitz des motorrads eine frau gesessen und geschossen habe. "wie eine mafia hinrichtung" sei ihm der vorgang vorgekommen.

das ist nun keine gute nachricht für die staatsanwaltschaft, die den fall ja eigentlich aufklären soll, aber eben nur unter der massgabe, dass es NICHT verena becker war, weil das sonst peinliche implikationen mit sich zöge, die man auf jeden fall vermeiden will. was mit einem solchen zeugen natürlich etwas schwerer wird.

wie man übrigens der wikileaksfalle entgehen kann, das hat der deutsche staat in diesem fall deutlich gezeigt: man vernichtet einfach die akten, dann kann sie auch keiner leaken...

Montag, 13. Dezember 2010

warum alles gaaanz anders gewesen sein könnte #cablegate

ich nutze ja nur noch den tag #cablegate, wenn es um die botschaftsdepeschen geht. so kann man möglicherweise die grundsatzlich gute idee einer whistleblowerplattform wie #wikileaks trennen von dem, was dort an informationen rund um die us-botschaften veröffentlich wurde. dass letzteres aus (nicht nur) meiner sicht ein große fehler war (und warum), das kann man im vorherigen eintrag nachlesen.

je mehr ich in den zeitungen aus diesen depeschen lese, desto stärker drängt sich mir folgender eindruck auf:

die vom 22jährigen soldaten bradley manning geklauten daten müssen "gerigged" sein, also manipuliert. denn es muss jedem auffallen, dass das, was bislang veröffentlicht wurde, zum überwiegenden teil tatsächlich nur "klatsch und tratsch" ist, der den rest der welt viel dämlicher als die usa dastehen lässt (die v.a. wegen der tatsache, DASS ihnen die daten geklaut wurden, dämlich dastehen).

inzwischen rufen die financial times und die times dazu auf, assange einen orden zu verleihen, weil die informationen aus cablegate in der summe durchaus proamerikanisch stimmen und die vielen antiamerikanischen verschwörungstheorien (angeblich) widerlegen: die usa kämpfen gegen den internationalen waffenhandel, gegen die nuklearproliferation, suchen einen ausgleich im nahen osten und vertreten die interessen der golfstaaten, die weniger israel als den iran als die größte gefahr für den frieden sehen.

was wäre nun, wenn die botschaftsdepeschen tatsächlich "bereinigt" wurden und absichtlich bereitgestellt wurden? man würde sich selbst als feine nation darstellen können und gleichzeitig eine diskussion über die legitimität von wikileaks anstossen.

insbesondere die artikel, in denen vom "project vigilant" gesprochen wird, haben mich elektrisiert. welche rolle spielt die hackerszene in den usa (siehe verlinkte artikel), vor allem welche rolle spielt das video über die ermordung der reuters journalisten und weiterer zivilisten im irak im jahr 2007, darum wird es in diesem beitrag gehen...

nun kann man zum "project vigilant" stehen, wie man will. so, wie die FAZ in ihrem hintergründigen beitrag vom 3.8.2010 (skandal) oder wie die zeit vom 5.8.2010 (heisse luft). ich meine, die zeit hat recht, aber der springende punkt scheint mir zu sein, dass es - unabhängig davon, wie das kind heisst - eine denkbare möglichkeit ist, dass eine u.a. von unternehmen finanzierte gruppierung im rahmen der nachrichtendienste genau das macht: provider (und damit die bürger) ausforschen und nach verdächtigem verhalten scannen (z.b. das verschicken markierter dateien). und das bringt uns zu der frage: gab oder gibt es bestimmte files, von denen man ausgehen muss, dass interessierte kreise diese stark nachfragen würden? ja, die gibt es: und die betreffenden "gate keeper" wussten, dass zumindest die nachrichtenagentur reuters ein großes interesse daran hatte, beweise dafür zu finden, dass deren reporter im irak vorsätzlich niedergemäht wurden. was liegt also näher, dieses video - unüblicherweise - in einen "general folder" mit einem schön spannenden namen abzulegen, zu dem viele militärangehörige - eben auch manning - zugang haben.

in dem moment, wo der labile und von der army gefrustete manning dieses file anklickt und downloaded, schnappt die falle zu. nach eigener aussage war maning überrascht, dieses verschluesselte video dort zu finden. die verschluesselung war in jeder hinsicht problemlos zu knacken. wenn man aber dieses nachgefragte video dort, gewissermassen auf dem silbertablett, ablegt und nur darauf warten muss, dass es geklaut wird, dann liegt es doch nahe, auch weiteres material dort zugänglich zu machen. material, von dem man ausgehen muss, dass es, einmal in die hände eines datendiebes gelangt, am ende bei wikileaks landen würde, so wie das video. dazu passt auch die information, dass es keineswegs manning war, der kontakt zu einem hacker aufgebaut hatte, sondern manning eher passiv, von einem vermeintlichen (ex) hacker angesprochen wurde. ein ex-hacker, der vor die wahl gestellt wurde: 20 jahre knast oder mitarbeit bei den cyberschlapphüten, und sich für letztere entscheidet. das irak video war der köder. wer dieses klaut und nicht erwischt wird, der kommt wieder, um noch mehr zu holen.

und warum sollte an das machen?

kann man wikileaks "abschalten", wenn es strafrechtlich relevantes material veröffentlich, das genau diejenigen betrifft, die über gesetze entscheiden? man vergleiche den fall berlusconi, der sich mittels der lex berlusconi gegen die ermittlungen der richter schützen will. kann man gesetze ändern oder verschärfen, wenn BEWEISE für schweinereien veröffentlicht werden? nein, das kann man nicht, denn es fehlt die unterstützung der breiten masse. es wäre einfach zu offensichtlich, dass hier lediglich partikularinteressen der betroffenen geschützt werden. also muss man wikileaks dazu bringen, etwas zu veröffentlichen, das jenseits der "roten linie" liegt.

und das sind beispielsweise die botschaftsberichte. berichte, deren veröffentlichung bei vielen den eindruck erwecken, dass es unrecht ist, sie zu veröffentlichen. man braucht sich nur den seltsamen "frontverlauf" in dieser diskussion um meinungs- und pressefreiheit quer durch alle gesellschaftlichen gruppen anzusehen (wallraff dagegen, die bild dafür usw). diese dokumente haben weder beweischarakter, noch decken sie schweinereien der amerikaner auf.

diplomatie ohne vertraulichkeit ist schlechterdings nicht vorstellbar. niemand plaudert aus dem nähkästchen, wenn er weiss, dass es morgen in der zeitung steht. also manipuliert man diese botschaftsberichte, das heisst, man nimmt die einen selbst belastenden aussagen heraus (man lässt ein paar dinge drin, um die glaubwürdigkeit nicht zu offensichtlich zu zerstören, versteht sich), und schreit dann nach veröffentlichung: hey, das geht zu weit, das geht niemanden was an, das ist schädlich für alle beteiligten, während der aufklärungsgehalt gegen null geht. beweise sind diese subjektiven einschätzungen ohnehin nicht. klatsch und tratsch halt. gewiss interessant, lesenswert, sicher zum großen teil auch authentisch, aber eben bereinigt um die dinge, die einen selbst belasten. oder auch sehr enge freunde. übrig bleiben immerhin 250.000 dokumente über schiesswütige tschetschenen, plärrende nordkoreaner, schusselige europäer und waffen verschiebende syrer und iraner.

und natürlich die handhabe gegen wikileaks...

und selbst wenn man das phänomen wikileaks dadurch nicht klein kriegen sollte, so schafft man wenigstens druck auf wikileaks, nun auch geheime staatspapiere anderer nationen zu veröffentlichen. sonst macht sich wikileaks unglaubwürdig.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

ein für allemal #wikileaks #assange

da ich keine lust habe, jedem durchgetackterten assange jünger immer wieder das gleiche vorzukauen, schreibe ich es jetzt ein für allemal in diesen blog und verlinke ab jetzt nur noch.

wikileaks hat es sich zur aufgabe gemacht, regierungskriminalität und -schweinereien aufzudecken und anzuprangern, transparenz zu schaffen und damit vertuschung von unrecht zu erschweren. das ist gut, das ist wichtig, und dafür braucht es auch eine anonyme anlaufstelle für whistleblower, sowie sichere server, die ggf. auch angriffen interessierter staatlicher stellen standhalten können. absolut d'accord.

in der vergangeheit hat wikileaks beweise für kriminelles handeln erhalten und veröffentlich - und damit einer vertuschung entgegen gewirkt.

eine gute übersicht über die von wikileaks veröffentlichten daten und fälle findet sich hier. so kann sich jeder selbst ein bild machen. dabei fällt auf, dass wikileaks bislang eine gewisse äquidistanz im politischen sinne wahrte. ziele von wikileaks waren nicht nur das us-militär, privatwirtschaftliche unternehmen, scientology oder britsche nazis, sondern beispielsweise auch die CRU (climate research unit am IPCC). es war wikileaks, das "climategate" aufdeckte oder zumindest die plattform dafür bereit stellte.

allen diesen fällen ist übrigens eins gemein: es gibt ein (zumindest subjektiv) berechtigtes interesse der opfer (und der öffentlichkeit) an transparenz und aufklärung UND der kreis derjenigen - nennen wir sie: täter - ist hinreichend überschaubar.

solange wikileaks sich an den selbst gesteckten auftrag gehalten hatte, war alles in ordnung und verdiente damit unser aller unterstützung.

aber was hat denn bitteschön die veröffentlichung von 250.000 dokumenten aus dem diplomatischen dienst der USA mit o.g. aufgabenstellung zu tun? wo ist hier die kriminelle handlung, wo die straftaten, die ggf. vertuscht werden sollten? wer ist hier das opfer? wer der täter? die grenzen, die in den o.g. fällen klar abgesteckt sind, verschwimmen hier. ist achmadinedingsda ein opfer, das ein berechtigtes interesse daran hat zu erfahren, dass der saudische könig einen angriff der usa auf den iran fordert? oder ist der saudische könig selbst ein opfer, weil aus seiner sicht ein angriff auf den iran der sicherheit seines landes dient (was ich übrigens verneinen würde) und die bekanntgabe dieser information ihm schadet? und welche beweiskraft haben die sehr subjektiven einschätzungen des amerikanischen botschaftspersonals im hinblick auf kriminelles staatliches oder unternehmerisches handeln? worin besteht die kriminalität? das unterhalten von botschaften ist es sicherlich nicht. das einholen von informationen auch nicht. mir fällt es schwer, hier irgendein berechtigtes interesse der öffentlichkeit zu erkennen.

jede diskussion, bei der ich die frage stelle, welchen aufklärungswert hinsichtlich kriminellen staatlichen oder unternehmerischen handelns denn die info hat, dass westerwelle selbstverliebt ist, dass merkel eine teflontussi ist oder dass die nahles den steinmeier und der steinmeier die nahles nicht leiden kann, endet ziemlich abrupt mit einem themenwechsel. denn die antwort kennen auch die assangefans: keinen, nix, nada. die überwiegende mehrzahl der 250.000 dokumente erfüllt eben NICHT den selbst gesteckten auftrag von wikileaks.

in einem interview zählt assange selbst 5 punkte auf, von denen er meint, sie seien es wert, veröffentlicht zu werden. 5 dokumente von 250.000.

► The US asked its diplomats to steal personal human material and information from UN officials and human rights groups, including DNA, fingerprints, iris scans, credit card numbers, internet passwords and ID photos, in violation of international treaties. Presumably Australian UN diplomats may be targeted, too.

► King Abdullah of Saudi Arabia asked the US to attack Iran.

► Officials in Jordan and Bahrain want Iran's nuclear program stopped by any means available.

► Sweden is a covert member of NATO and US intelligence sharing is kept from parliament.

► The US is playing hardball to get other countries to take freed detainees from Guantanamo Bay. Barack Obama agreed to meet the Slovenian President only if Slovenia took a prisoner. Our Pacific neighbour Kiribati was offered millions of dollars to accept detainees.

und von diesen lediglich 5 punkten sind 4 nicht im sinne der selbstgesteckten ziele von wikileaks. nur der erste punkt stellt einen für die öffentlichkeit relevanten vorgang dar, für dessen unterbindung eine veröffentlichung sinnvoll erscheint. der rest ist in dieser hinsicht völlig irrelevant, zumal das meiste ohnehin schon bekannt war und darüber hinaus nicht die geringste beweiskraft hat, da es sich um subektive einschätzungen handelt.

aber warum werden dann 249.999 dokumente, die nicht den zielen von wikileaks dienen, veröffentlicht?

und da kommen wir zu julian assange. denn ich stelle die behauptung auf, dass der einzige grund für diese spezielle veröffentlichung darin zu suchen ist, dass hier ausschliesslich persönliche rachegelüste einiger weniger befriedigt werden sollen. da ist der datendieb selbst, der seinem arbeitgeber schaden will und da ist assange, der schon immer ein problem mit staatlicher macht und herrschaft hatte.

sobald wikileaks aber ausschliesslich der befriedigung persönlicher rachegelüste eines jungen mannes mit einer persönlichkeitsstörung dient, ist es mit der unterstützung meinerseits vorbei. genausowenig unterstütze ich die derzeitige kampagne einiger weniger scriptkiddies, die meinen, sie hätten ein recht darauf, unternehmen zu schaden, die kein interesse haben, sich als büttel für einen persönlichen rachefeldzug einspannen zu lassen. mastercard, visa, amazon oder paypal haben zweifelsfrei das recht, geschäftsbeziehungen nur mit den menschen und organisationen zu unterhalten, mit denen sie das tun wollen. ebenso nehme ich mir als kunde das recht heraus, ggf. meine accounts und kreditkarten zu kündigen, aber ich habe nicht das recht, in diesem fall zur selbstjustiz zu greifen. der spiegel meint, die assangefans würden sich nur "wehren". sicher "wehren" sie sich nicht gegen unrecht, sie wehren sich gegen meinungsfreiheit, redefreiheit und vertragsfreiheit. ironischerweise im namen eben jener werte, die sie hier defacto bekämpfen. das ist nicht nur unsinnig, es ist auch noch dumm, denn am ende kann jeder selbst sehen, wer hier das recht bricht. der landpomeranze aus alaska die website abzuschiessen, weil sie es gewagt hat, eine andere meinung zu vertreten, ist wohl kaum ein akt zur verteidigung der meinungsfreiheit. das GEGENTEIL ist der fall.

kommen wir zu assange selbst. dass der typ einen an der waffel hat, ist selbst für dessen fans kaum zu übersehen. dass er junge frauen mutmasslich vergewaltigt (dass in schweden sex ohne kondom als vergewaltigung gilt, wusste ich auch nicht, aber unwissenheit schützt bekanntlich vor strafe nicht) und meint, er käme damit durch, weil er nur "verschwörung" schreien braucht, zeigt dessen realitätsferne nur zu deutlich. schlimm ist allemal, dass seine fans das auch noch unterstützen und die vergewaltigten frauen als "cia agentinnen" diffamieren. das ist - angesichts der sozialisation und politischen standpunkte der klägerinnen - kompletter unsinn und zeigt sehr deutlich, wes geistes kind seine fans sind - zumal der "bösewicht" hier eine staatsanwätlin ist und nicht die mutmasslichen "opfer". ich wünsche mir jedenfalls, dass er sich vor einem schwedischen gericht verantworten muss. und dass ihm dort ein fairer prozess gemacht werden wird, daran habe ich keinen zweifel. so gesehen hat der kachelmann halt pech gehabt, dass er nur das wetter leakt und nicht irgendwelche geheimdokumente. übrigens, ob es assage hilft, dass seine anhänger die websites der schwedischen staatsanwaltschaft angreifen, wage ich doch mal ganz heftig zu bestreiten. auch hier dürfte das gegenteil der fall sein. mit solchen fans brauchste keine feinde mehr. assange sowieso nicht, denn mit der letzten veröffentlichung hat er sich davon schon genug gemacht.

so, nur eins noch: ich persönlich finde es schade, dass die gute idee, die wikileaks darstellt, auf diese weise dermassen desavouriert wurde, dass es vermutlich das ganze nicht überleben wird, und zwar nur, weil der chef ein idiot ist. assange hat der guten sache einen echten bärendienst erwiesen. aber das müssen seine fans nun mit ihm ausmachen und umgekehrt. ich finde es halt schade...

es bleibt die hoffnung, dass es in zukunft neue wikileaks geben wird, dann halt unter anderem namen und mit anderem personal, das persönliche interessen hintenanstellt, damit die eigentlichen ziele - nämlich aufklärung und verhinderung von vertuschung - nicht in den hintergrund treten müssen.

Dienstag, 7. Dezember 2010

assange is jetzt sowas wie ein held

leider ist er auch selbstverliebt und dämlich, aber daran sind die USA schuld :)

sorry, but there is no "democratic right" for STEALING something, be it a car, a plane or (classified) data. it does not belong to wikileaks, it didnt belong to the guy who stole it in the first place. if you do something illegal, you should be ready to bear the consequences of your doing, otherwise you're a whiny pussy! and i am deeply sorry to say that: there is no such thing like a "democratic right" or whatsoever that allows pigs to be more equal than the other animals on orwell's farm. even if you are some kinda hero to some people (according to recent surveys its less then 50% who approve what WL is doing, just for record!) the law is EQUAL to everybody. so, if you are stupid enough to position yourself against almost EVERY government in this world, against EVERY spook service worldwide, then you oughta be so smart not to put your johnson in every vagina that comes along - as even people like me KNOW that EVERY sercret service in the last 2000 years used venus traps to denigrate their enemies. easy as this: no sex with strangers, when 99% of the world spooks are hunting you. besides this: i read some articles today that speak of the presumed victims of assange's libido. the case is much less clear then some of you think. both alleged victims are far left activists (one is a social democrat, the other a union official - both do not seem to be very us-friedly) - hey but who cares, its today's mick jagger, he can rape every girl he wants, as long as he has enough fans. how can that be democratic?

Montag, 6. Dezember 2010

assange fragt nach einer polonium pille

es ist eine sache, den usa ans bein zu pinkeln, auch wenn die herren gaddhafi, kim, achamdinedings und all die anderen pösen puben wenig erfreut über die veröffentlichungen aus dem diplomatischen dienst sein dürften (und ihm sicher schon längst an die wäsche gegangen wären, wenn sie gewusst hätten, was da unerfreuliches über sie steht).

dass er jetzt dokumente über die russische oligarchie veröffentlichen will, ist definitiv sein todesurteil. er wäre nicht der erste, der einen polonium tee kredenzt bekommt. bestenfalls. alternativ steht ihm natürlich auch frei, sich von ein paar crackschlägern die birne eintreten zu lassen, wie es in russland mit renitenten journalisten gang und gäbe ist.

ich frage mich eigentlich nur: ist er so eitel, dass er noch glaubwürdiger/revoluzionärer/wasauchimmer werden will oder ist er bereits so in die ecke getrieben, dass er hofft, sein leben ausgerechnet mit enthüllungen über die ex kommunistische schlapphutkleptokratie schützen zu können? dann ist er m.e. auf drogen und nicht mehr zurechnungsfähig.

nachtrag: vielleicht hat er das auch gar nicht angekündigt, sondern es ist eine ente, lanciert von jemandem, der den wunsch hat, ihm probleme zu bereiten. und davon gibt es derzeit nicht wenige. ntv jedenfalls wird vom kreml gesteuert.

honi y soit, qui mal y pense

Donnerstag, 2. Dezember 2010

"herr verteidiger"

ruft der staatsanwalt dem anwalt der nebenklage zu. da hat er wohl etwas missverstanden, angeklagt ist nicht michael buback, sondern verena becker.

man könnte sicher den standpunkt vertreten: angeklagt ist neben der terroristin und mutmasslichen todesschützin becker AUCH der generalbundesanwalt, denn es steht noch immer die mutmassung im raume, der staat habe damals ein schmutziges spiel gespielt.

in der FR liest man:


Ein heute 67 Jahre alter Zeuge, der vor 33 Jahren das Tatmotorrad gesehen haben will, hat damals ausgesagt, auf dem Rücksitz habe „vermutlich“ eine Frau gesessen, nun sagt er, es sei „sicher“ eine Frau gewesen. Es kommt zum Disput zwischen Hemberger und dem Anwalt Bubacks, und Hemberger fährt ihn an: „Herr Verteidiger!“

Es ist ein Versprecher, aber er zeigt die Wahrheit. Um Verena Becker geht es nicht. Sie schweigt seit dem ersten Verhandlungstag, seit ihrer zweisilbigen Auskunft über ihren Personenstand: „Ledig.“ Seitdem ist sie Prozessbeobachterin. Sie beobachtet, wie dem Nebenkläger, dem Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, von der Bundesanwaltschaft der Prozess gemacht wird.



auch die faz macht sich so ihre gedanken, und ist dabei erfrischend kritisch mit beiden seiten (die unüblicherweise beide auf der klageseite stehen):

Die Akten sind das Nadelöhr, durch das wir die Vorgänge von 1977 wahrnehmen, und jeder, der sich mit ihnen beschäftigt, wird auf diese eigentümliche Form der Medialität verwiesen. Die „Normalität der bürokratischen Maschine“ (Cornelia Vismann) und ihrer bürokratischen Techniken hat schon immer ein Eigenleben geführt, das von unseren Wunschbildern abwich. So würde die andere Deutungsmöglichkeit lauten, dass im Fall Buback nicht nach Staatsräson vertuscht wurde, sondern Ermittlungsapparate mit all ihren strukturellen Schwächen arbeiteten, die durch besondere Umstände potenziert wurden. Dass solche Schlampereien den Beobachtern „ungeheuerlich“ erscheinen, sollte sie nicht zu dem Schluss verleiten, dass sie ausgeschlossen sind.

Aber auch der Verdacht der vorsätzlichen Manipulation findet seinen Resonanzboden im Medium der gefledderten Akten: „Wenn nur in der Welt ist, was in den Akten steht, reicht es umgekehrt aus, Akten zu vernichten, um eine unliebsame Wirklichkeit zu tilgen“, heißt es bei der in diesem Jahr verstorbenen Medienwissenschaftlerin Cornelia Vismann. Die Unvollständigkeit der Akten bleibt deutungs- und erklärungsbedürftig, jene Amtsträger, die sie führten, sind nicht allein deswegen von Bubacks Großverdacht freigesprochen, weil es trivialere Möglichkeiten gibt, bizarre Aufschreibe- und Löschungsvorgänge zu plausibilisieren. Ob solche Medientechnik als Machttechnik dem Recht oder dem Unrecht dienen wollte, das herauszufinden sollte ein Strafverfahren in der Lage sein. Es wäre ein guter Tag für den Rechtsstaat.