Freitag, 29. Juli 2011

oslophobie

als vor ein paar jahren zwei irre an der columbine highschool ein massaker begingen, da waren die religiösen mit schuldzuweisungen schnell zur hand: marilyn manson, der religionskritische schockrocker (haha) war den hardcorechristen schon immer ein dorn im auge. ähnlich wie bei den von broder & co. kritisierten religiösen, konnten die nie seinen beissenden spott ertragen. und bei der ersten gelegenheit hat man ihm die mitverantwortung für das massaker unterschieben wollen.

aus sicht der amerikanischen christusgläubigen war manson das gleiche wie für mohammedaner heute der broder. ein kritiker, ein hassprediger, der den attentätern den weg bereitet hat, ein christophober/islamophober hetzer.

naja, erstaunlich ist eigentlich nur, wie viele das dann am ende auch noch glauben...

die islamophobie und ihr kind

bei manchem dürften die sektkorken geknallt haben, als die nachricht der attentate in norwegen bekannt wurden.

erst war da der vor-ort-experte auf n-tv (ein gar nicht so friedlicher friedensaktivist), der sich kurz nach dem ersten anschlag zusammenreimte, dass dieses zweifellos islamistische attentat in oslo ja wohl völlig zu recht die passende antwort auf die politik norwegens sei, das in afghanistan unschuldige muslime töten würde. als der moderator dem entgegenhielt, die norweger seien gar nicht in afghanistan, jedenfalls nicht mit kämpfenden truppen, folgte die volte: ja, doch, die norweger töten muslime, und zwar in libyen, schliesslich sind die bomberpiloten der norwegischen luftwaffe eliteeinheiten, die sogar gaddhafis töchter ermordet hätten. kurz danach wurde es selbst n-tv zu bunt und man schaltete den vogel (dessen name mir leider entfallen ist: schmidt, oder schmohl, wie in "hohl", oder so ähnlich) weg, als klar wurde, dass es kein islamistisches attentat sondern ein norwegischer amoklauf war.

und ab da dürften gleich noch mehr sektkorken geknallt haben, denn wenn ein antiislamistischer christenterrorist sozialdemokraten meuchelt, dann doch wohl nur, weil er von gewissen - islamophoben - kreisen seit jahren dazu angestachelt wurde. das ist für manch ein hirn nicht nur logisch, sondern auch noch praktisch. schliesslich befinden sich die apologeten des gescheiterten multi-kulti-eierkuchens in letzter zeit arg in der defensive angesichts immer offenkundiger werdenden problemen bei immigration und integration. nun ist also endlich die zeit gekommen, um zurückzuschlagen und rechnungen zu begleichen.

und so finden sich leute wie wilders, de winter, hirsi, celek und sogar broder auf der liste der verantwortlich zu machenden. eine liste, die der attentäter praktischerweise selbst im rahmen eines inhaltlich dünnen aber dafür sprachlich voluminösen rechtfertigungsmanifestes mitgeliefert hatte.

die toten sind noch nicht unter der erde, der erhob sich schon der tsunami der empörung über all jene, die offen und ehrlich sagen, was sie denken, nämlich dass der islam eine aggressive machtpolitische agenda auch in nicht islamischen ländern verfolgt. dass der islam nun mal stehe für unterdrückung der frau, fehlende gleichberechtigung, das töten von schwulen und lesben als perverse feinde gottes. eine religion, die eine gesellschaftsform befördert, die keine presse-, religions- und meinungsfreiheit - und demokratie schon gar nicht - zulässt.

all das hat der islam übrigens mit der katholischen kirche gemein.

der unterscheid aber ist entscheidend. die katholische kirche wurde von der macht gedrängt, in jahrhunderten des kampfes gegen die diktaturen der unproduktiven priesterkasten europas des spätmittelalters, nach einer langen zeit der säkularisierung, der abnabelung vom (aber)glauben, der herausbildung von demokratie und menschenrechten, die ein säkularer staat, dessen regierung vom volke gewählt wird, schützen muss. selbst in katholischen ländern wie italien oder spanien, wo die kirche traditionell gesellschaftlich stark verankert ist, werden staat und kirche klar getrennt. mit vorrang des erstgenannten. all das hat es im und für (bzw. gegen) den islam nicht gegeben (die türkei mal ausgenommen). der islam tritt immer noch als teil oder gar (wie im iran) als konstituierendes element der gesellschaft und des staates auf.

wie es zugeht in einem islamischen staat, kann man in ebenjenem iran sehen. zwar nur mit mühe, weil journalisten per se verbrecher sind und eingesperrt und gefoltert werden, aber dank mutiger menschen, die unter einsatz ihres lebens informationen aus diesem "closed-shop" herausschmuggeln.

und damit sollte jedem klar sein: solange der islam die gleich rolle inne hat wie die katholische kirche vor 500 jahren, kann er von vernünftigen menschen nicht akzeptiert werden. dass man den machtanspruch der mullahs und der imame kritisert, ist nicht nur erlaubt, es ist auch richtig und wichtig, inbesondere weil es gilt, die unschuldigen opfer dieses machtapparates vor einer verfolgung zu schützen. der hinweis auf den umgang der religion (sei es nun islam, christentum oder judentum) mit minderheiten, zb schwule und lesben ist nicht islamophob. wobei selbst dieses wort unsinnig ist, denn jeder, der von islamisten oder einigen muslimen mit dem tode bedroht wird (juden, frauen, die nach westlicher art leben, schwule, aber auch kritische autoren, karikaturenzeichner, filmemacher, etc) hat doch allen grund für eine phobie.

dass die von katholischen priestern in ihrer jugend vergewaltigten menschen ein problem mit der katholischen kirche haben, macht sie eben noch nicht zu tätern oder beföderern von massenmorden. sie bleiben die opfer einer machtstruktur, die sich immer noch gegen das säkulare recht abzuschotten weiss und mit einer eigenen gerichtsbarkeit aufwartet. wieviele der vergewaltigungspriester mussten sich vor einem ordentlichen zivilen gericht für ihre taten verantworten? ebenso wenige, wie die vergewaltiger von frauen in islamischen ländern, wo vergewaltigungen von regimegegnern und unislamisch gekleideten frauen zur staatsräson gehören (und von geistlichen ausdrücklich gerechtfertigt werden - damit die täter kein schlechtes gewissen haben müssen).

dass jemand 90 sozialdemokraten umbringt, nur weil ein jude laut übers auswandern nachgedacht hatte, weil er sich vom deutschen staat und seiner gesellschaft nicht ausreichend vor dem antisemitischen und homophoben mob geschützt fühlt, ist ein kaum rationaler und noch weniger ein logischer gedankengang.