Mittwoch, 14. Dezember 2011

über politisierende philosophen

über politisierende philosophen wurde hier ja schon berichtet, so dass wir heute den blick auf einen philosophierenden politiker richten können.

siegmar gabriel, uns siggi pop, darf nach habermas und schirrmacher auch mal ran, und das liest sich dann so: "Vermutlich liegt das daran, dass Europa vor geraumer Zeit in die Hände von Händlern, Ökonomen und Finanzanalysten geraten ist."

danke, das genügt. mehr braucht man nicht, um die geisteshaltung dahinter zu erkennen.

das arme, kleine, unschuldige europa - mit blauem käppchen und roten bäckchen - stapft frierend und alleine durch den wald... als es plötzlich einer horde ruchloser wegelagerer "in die hände fällt". oooch, armes ding!

und wer sind diese schurken?

der "händler", oh, nachtigall, ik hör dir trapsen! ostküste. händler. krämer. schafft keine werte, tauscht nur. und verdient dabei. ein parasit, der sich an anderer leute arbeit bereichert! schlimm!

der "ökonom". und auch ich finde: die ökonomie darf man nicht den ökonomen überlassen. ökumene geht uns alle an. wie sagte müntefering: "die wirtschaft muss für die menschen da sein. und nicht umgekehrt". und wer sowas sagt (und daran glaubt!), für den sind ökonomen schurken.

und "finanzanalysten". ja, die bösen analysten. gucken in die bücher und rechnen auch noch nach. muss man sich mal vorstellen! nicht, dass die analysten im vorfeld der finanzkrise 2008 gut gerechnet hätten, sicher nicht. aber dass die griechischen bücher frisiert waren, das wussten alle. aber irgendwie scheinen bei gabriel die "finanzanalysten" schuld an der bilanzfälschung zu sein (was übrigens bei staatshaushalten, anders als bei unternehmen, offenbar nicht illegal ist).

wie dem auch sei...

der knackpunkt liegt ja schon bei der annahme eines armen unschuldigen europachens.

was gabriel verschweigt: bevor europa so alleine durch den wald stapfte, hatte es 3 wochen non-stop party in der dorfschänke gemacht. volle pulle, runde um runde, schnaps, koks, nutten - und mit kohle nur so um sich geschmissen, kurz: eine riesensause. dumm nur, dass blaukäppchen gar keinen kohle hatte und alles anschreiben liess. und nun stehen da im wald auf einmal nicht mehr krummbeinige schlägertypen, sondern der wirt, der sein geld haben will.

jedenfalls ist die mär vom kleinen europa, "dem seine würde genommen wurde" (habermas), das gänzlich unverschuldet "in die hände von 'händlern' geraten ist" (gabriel) nun langsam abgenutzt.

wenn sich die kleine europa prostituieren muss, um ihre (party-)schulden abzutragen, dann ist sie selbst dran schuld. in der metapher wären die politiker übrigens die verblödeten, inzestuösen farmbrüder, die ihre schwester in der dorfschenke eingeführt hatten. dass die geschichte von der kleinen schwester europa nun so erzählt wird, wie gabriel das tut, ist nachvollziehbar. das lenkt ab. denn wer will sich schon fragen nach der eigenen verantwort stellen lassen? ich sicher nicht...

Keine Kommentare: