Mittwoch, 29. September 2010

ein sachverhalt, zwei artikel

die gegensätzlicher nicht sein könnten.

lesen wir zuerst den bericht der FR:

Im Vergewaltigungsprozess gegen den Fernsehmoderator Jörg Kachelmann haben am Mittwoch die Beamtinnen ausgesagt, die das mutmaßliche Opfer vernommen hatten. „Sie war fix und fertig“, schilderte eine Beamtin. Auf dem Weg zur Untersuchung in der Klinik habe die 37-Jährige extrem fahl ausgesehen.

Die Ex-Geliebte habe sehr eindrucksvoll geschildert, wie sie während der Tat unter Todesangst litt, erzählte die Zeugin. „Sie hat sich auf sich selbst konzentriert und angefangen zu beten, weil sie sich in diesem Moment sicher war, es nicht zu überleben.“ Die Beamtin sagte, sie habe keinen Grund gesehen, der Frau nicht zu glauben.

Einige Wochen später wurde die Frau nochmals vernommen. Dabei, so die Beamtin, sei sie in einer sehr schlechten körperlichen Verfassung gewesen. „Sie war fast nicht fähig, die Treppe hoch zu gehen.“ Sie habe blass und eingefallen gewirkt. „Ihr Körper hat vibriert während der Vernehmung. Sie konnte die Beine nicht still halten und hat die Finger aneinander gewetzt“, schilderte die Polizistin. Kachelmann verfolgte diese Aussage wie meistens ohne sichtbare Regung.


die sache ist klar, dieser artikel lässt keinen zweifel an der schuld des angeklagten und an der glaubwürdigkeit des opfers.

aber halt, lesen wir doch erstmal, was die welt zum gleichen prozesstag zu vermelden hat:

Bei der Vernehmung der altgedienten Schwetzinger Kriminalhauptkommissarin ging es danach viel um „Gefühle“ und „Eindrücke“. Besonders gut erinnern konnte sich die Polizistin zwar nicht an jenen Morgen, der ihr den wohl spektakulärsten Fall in ihrer 40 Jahre währenden Karriere als Beamtin bescherte.

Häufig fielen Sätze wie „das weiß ich jetzt nicht mehr so genau“, oder: „Das kann ich jetzt so nicht mehr sagen, aber es müsste in den Aufzeichnungen stehen.“ Genau wusste sie nur noch, dass sie das „Gefühl“ gehabt hatte, die Tat habe sich genau so zugetragen, wie das mutmaßliche Opfer sie schilderte.

Einen konkreten Anlass für dieses Gefühl hatte sie zwar nicht. Dennoch hielt sie den Akten fest, nach ihrem „Empfinden machte Claudia D. einen glaubwürdigen Eindruck“.

Außerdem soll sich die 37-Jährige „enttäuscht vom Verhalten des Beschuldigten“ gezeigt haben: „Sie war sehr enttäuscht. Elf Jahre, und dann all diese anderen Frauen“.

Die Untreue hat Claudia D. also offenbar mehr beschäftigt als die Vergewaltigung selbst. „Sie hat dann gleich Schluss gemacht, als sie von den anderen erfuhr. Danach kam es zur Tat.“

Die Zeugin ist in Schwetzingen zuständig für Sittlichkeitsdelikte und hat nach eigenen Angaben viele Erfahrungen. Allerdings konnte sie sich im letzten Jahr nur an vier bis fünf Fälle erinnern, und nur einer davon wurde vor Gericht behandelt. Sie wusste auch nicht mehr, vor welchem Gericht: „Das kann ich jetzt nicht so genau sagen.“


und hier endet der artikel. ganz klar, die zeugin ist zweifelhaft, das opfer lügt und schauspielert offensichtlich. der angeklagte muss unschuldig sein.

erstaunlich, wie sehr sich die bewertungen ein- und desselben vorgangs unterscheiden...

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo!
Ich versuche unvoreingenommen an den Fall heranzugehen.
Dabei ist mir aufgefallen das die meisten Menschen nur emotional und nicht logisch an den Fall herangehen.
Logisch gesehen ist das eindeutig eine vorgetäuschte Tat.
Es sollte sich jeder mal Fragen wie es Ihm in ähnlichen Befragungssituationen geht.
Sentinel

Anonym hat gesagt…

Wer in kritischen Situationen schon mal selber gelogen hat weiss wie aufregend das sein kann.!
Welcher Laie kann entscheiden ob die Aufregung davon kommt das man mit dem Tode bedroht wird oder das man die Bedrohung erfunden hat um den Partner zu bestrafen?
Bübchen

EINHEITSKANZLER hat gesagt…

ich möchte in diesem verfahren nicht der richter sein.

andererseits, wer 11 freundinnen gleichzeitig hat, der muss halt damit rechnen, dass ihm irgendwann 11 facher, blanker hass entgegen schlägt :) es würde mich nicht wundern, wenn eine oder mehrere exfreundinnen gegen ihn aussagen. im sinne von: ja, der hat versucht, auch mich zu vergewaltigen. aber ich hab mich erfolgreich gewehrt.