Mittwoch, 18. August 2010

der rundschau geht ein licht auf

die npd macht der linkspartei avancen und schreibt eifrig briefe...

Das letzte Schreiben dagegen fällt aus dem Rahmen. Es ist ein Gesprächsangebot an das antiimperialistische Zentrum B5 in der Hamburger Brigittenstraße und betont, wie viele Gemeinsamkeiten mit „dem weltanschaulichen Fundament der NPD“ vorhanden seien.

Das ist pikant, denn die B5 ist die letzte Bastion des stalinistischen Antizionismus, der linken Variante des Antisemitismus. Im „Kampf gegen den Zionismus und US-Imperialismus“ lässt man sich dort nicht beirren. Letztes Jahr sorgte ein Angriff dieser Kreise auf eine Vorführung von Claude Lanzmanns Film „Warum Israel“ für einen Skandal. Solche Aktionen machen das antiimperialistische Spektrum für die NPD tatsächlich attraktiv. Als Beleg für die Möglichkeit einer Kooperation werden von der Partei drei prominente Ex-Achtundsechziger präsentiert, die mittlerweile im „nationalen Lager“ angekommen sind: Reinhold Oberlercher (ehemals SDS, heute Theoretiker eines Vierten Reichs), Horst Mahler (ehemals RAF, heute Holocaust-Leugner, dazwischen Maoist und NPD-Anwalt) und Bernd Rabehl (ehemals SDS, 2009 beinahe Bundespräsidentenkandidat für NPD und DVU). Es gäbe noch weitere Referenzen, Michael Steinau von den „Antiimperialistischen Zellen“ etwa. In den Neunzigern wollte er in die Fußstapfen der RAF treten, während seiner Haft in Lübeck konvertierte er zum Islam und freundete sich dann mit dem ebenfalls dort einsitzenden Rechtsterroristen Kay Diesner an. Durch Auftragen ehemals linker Kleidungscodes wie dem Palästinensertuch oder T-Shirts mit dem Konterfei Che Guevaras über einer nationalistischen Parole erheben heute Neonazis den Anspruch auf das antiimperialistische Erbe.

Wie zudem im Internet ersichtlich ist, erfreuen sich auch bei den Rechten antiimperialistische Schriften einer gewissen Beliebtheit, sobald sie die Themen Israel oder USA berühren. Selbst Eva Herman, die nach ihrem Rauswurf aus der Tagesschau auf YouTube „Nachrichten“ einlesen darf, zitiert jetzt vor der Kamera die Zeitung Junge Welt. Beim für die Sendung verantwortlichen Kopp-Verlag, der sich sonst mit Ufos, Verschwörungen und Esoterik befasst und eine weit offene Flanke nach rechts hat, gilt das antiimperialistische Hausblatt offenbar als seriöse Quelle. Beide Medien haben ein ausgesprochenes Faible für antisemitische Verschwörungstheorien im Gewand sogenannter Israel-Kritik.

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