Montag, 8. September 2008

nils minkmar regt sich in der faz richtig auf. über die spd.

(...) als wäre die Agenda 2010 die Rettung des Landes und ihre partielle Außerkraftsetzung aber auch, als wäre eine Ächtung der Linkspartei ebenso geboten wie die Zusammenarbeit mit ihr - diese Nummer nervt.

Das ist keine Dialektik mehr, das ist bester Surrealismus. Spätestens seit dem Frühjahr, als Kurt Beck und Andrea Ypsilanti ihr Wahlversprechen bezüglich der hessischen Verhältnisse klar und deutlich gebrochen haben, wurde die SPD zur Tex-Avery-Partei und lief munter über den Rand des Canyons hinaus weiter ins Leere, monatelang. Gestern blickte sie dann mal nach unten, doch am rauchenden Einschlagloch mit den Umrissen Kurt Becks stehen nur lauter scheinbar unbeteiligte Kollegen.

Schöne Genossen sind das, die nun mit feierlicher Miene dem Pfälzer dafür danken, dass er ... wofür auch immer. Warum kann man sich nach einem solchen Tag nicht auch einmal so vernehmen lassen: „Beck und ich, das ging gar nicht mehr. Wir hatten große inhaltliche Differenzen, dauernd gab es Krach, und meiner Meinung nach war er nach seinem Schwenk in Sachen Linkspartei schlicht nicht mehr tragbar“? Oder wenigstens sagen, man habe gerade auch keine Ahnung, wie es weitergehen soll?

(...)

Der surrealistische Kommunikationsansatz hat einen entscheidenden Vorteil: Er lenkt ab. Ein verwirrtes Publikum fragt nicht, ob es nicht vielleicht fundamentalere Probleme gebe als die jeweiligen Krankheiten der Vorsitzendendarsteller. Warum bieten die Parti Socialiste und New Labour derzeit exakt das gleiche jämmerliche Bild wie unsere Sozialdemokraten? Umfragewerte im Keller, müde Frontmänner und eine innerparteiliche Intrigenlage, die selbst Spezialisten nur noch auf extrabreiten Schaubildern abbilden könnten.


ja, und warum ist das so?

wegen dieser surrealen wahrnehmung, die sich zum beispiel darin äussert, dass man eine - wenn auch extrem knappe - wahlniederlage in einen wahlsieg uminterpretiert.

weil... woah, diese tolle aufholjagd, mensch, wir sind viel besser als erwartet. und es ist soooo knapp. boah, aber moralischer sieger sind wir auf jeden fall, juchuu! wir haben gewonnen.

das war schon beim testo-schröder 2005 so und das war bei der apfelkönigin 2008 genauso. wochenlang. bei ypsi und ihren freunden sogar seit monaten und immer noch anhaltend.
wir ham gewonnen! das ist der k l a r e wählerauftrag. wir wollen liefern. koch muss weg!

für klare gedanken ist da erst wieder platz, wenn es vorbei ist, demnächst, im november.

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